Rezension

Grisham ungewohnt bissig, böse und actiongeladen

Der Gerechte
von John Grisham

Bewertet mit 4 Sternen

Anwalt Sebastian Rudd ist anders, als andere Anwälte. Ohne eigenes Büro, ohne einen größeren Mitarbeiterstamm und ohne die großen formellen und anwaltlichen Eitelkeiten.
Rudd agiert trickreich, bewegt sich immer an der Grenze der Legalität und ist ein klarer Verfechter der Gerechtigkeit.

John Grisham ist mit diesem Buch frecher, mutiger, zynischer und manchmal sogar etwas böse. Ohne, dass der schreibende Großmeister der Justizia sein bekanntes Handlungsfeld verlässt.

"Der Gerechte" ist ein Werk über einen Anwalt, der mit hochgekrempelten Ärmeln kämpft. Ein Anwalt, der im Privatleben nicht fehlerfrei ist, einer, der sich im Gerichtssaal keinesfalls den Mund nicht verbieten lässt.

In den 400 Seiten werden gleich mehrere Fälle behandelt. Dabei kommen auch Zutaten wie Spannung und Action nicht zu kurz. Zwischendurch wurde es mal kurzzeitig ermüdend, als es mal wieder um Geschworenenauswahl und Plädoyes ging - aber insgesamt wieder ein feines Werk, das höchst unterhalsam ist.

Und ein Grisham-Roman ist von Natur aus ein Qualitätsprodukt, das in jeden wohlsortierten Bücherschrank gehört.

Die Sätze des Buches:

Wollen wir wirklich faire Prozesse? Nein. Wir wollen Gerechtigkeit, und das schnell. Und was ist Gerechtigkeit? Das, was wir von Fall zu Fall dafür halten. Es könnte genauso gut sein, dass wir nicht an faire Prozesse glauben, weil wir so etwas gar nicht haben. Die Unschuldsvermutung gilt länger nicht mehr. Die Beweislast ist nichts als eine Posse, weil die Beweise allzu oft lügen.