Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Großartig!

All the Light We Cannot See - Anthony Doerr

All the Light We Cannot See
von Anthony Doerr

Zur Zeit des zweiten Weltkrieges: Ein französisches Mädchen und ein deutscher Junge wachsen unabhängig von einander auf und doch werden sich ihre Wege in mitten des Kriegsgeschehens irgendwann kreuzen. Marie-Laure erblindet im Alter von 6 Jahren. Nach der Invasion der Deutschen flieht sie mit ihrem Vater in die Stadt Saint-Malo, im Gepäck einen wertvollen Diamanten aus dem "Museum of Natural History", in dem ihr Vater arbeitet. Der Waisenjunge Werner entkommt durch seine technische Begabung und seiner Faszination für Radios dem Schicksal als Minenarbeiter, findet sich jedoch schon bald inmitten der Propagandamaschine des Deutschen Reiches wieder und soll für die Wehrmacht gegnerische Radiosender ausfindig machen.

Die Geschichte zeigt einen Blick auf das Kriegsgeschehen aus zwei gegensätzlichen Blickpunkten von zwei heranwachsenden, jungen Menschen und ich muss gestehen, dass Buch hat mich vollkommen überrascht und überzeugt. Der Autor hat seinen ganz eigenen Schreibstil, literarisch, poetisch und bildhaft, und  zieht einen sofort in den Bann. Auch der Aufbau der Geschichte ist originell, mit sehr kurzen Kapiteln und vielen Perspektiven- und Zeitwechseln wird die Geschichte lebendig. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auf den ersten Seiten liest sich der Perspektivenwechsel schon bald natürlich. Die Fragmentierung der Geschichte mutet dabei wie ein Puzzle an, das sich Stück für Stück zusammensetzt. Der Autor verzichtet dabei auch oft auf nähere Erklärungen und detaillierte Beschreibungen der Emotionen und lässt die Leser zwischen den Zeilen lesen. Die Geschichte wirkt dabei oft nüchtern und distanziert und verzichtet auf künstliches Drama. Die Charaktere sind keine Helden, im Gegenteil, sie versuchen in den Wirren des Krieges und dem Netz des Propagandasystems sowohl körperlich als auch seelisch zu überleben. Sie wachsen in gefährlichen und harten Zeiten auf und die Schilderungen ihrer Handlungen und Gedanken wirken auf mich ehrlich und authentisch. Die Geschichte ist definitiv originell und hat mich auf seine ganz eigene Art berührt.