Rezension

Großartig, bewegend, emotional - einfach bitte lesen !!

Libellenschwestern - Lisa Wingate

Libellenschwestern
von Lisa Wingate

Das Buch weckt Emotionen, es bewegt. Das liegt nicht nur an dem realen Hintergrund, dem die fiktive Geschichte zugrunde liegt, sondern daran, dass die Autorin es geschafft hat, mir die Personen nahe zu bringen, die sie handeln und agieren lässt. Sie wachsen einen ans Herz, man möchte immer weiter lesen und weiter lesen, hat Angst um sie und möchte mehr erfahren. Man wünscht für sie ein gutes Ende und weiß dennoch, dass es ein richtig gutes Ende es gar nicht mehr geben kann. Doch der Reihe nach.

Es gibt zwei Erzählstränge. Der eine ist der historische Strang, es beginnt auf einem Hausboot auf dem Missisippi. Hier lebt die zwölfjährige Rill Foss mit ihren Eltern Queenie und Briny und ihren jüngeren Geschwistern Camellia, Lark, Fern und Gabion. Bei der schwangeren Queenie setzen die Wehen ein, aber es gibt bei der Geburt Probleme. Das Leben von Mutter und den ungeborenen Zwillingen ist in Gefahr. Sie muss in ein Krankenhaus. Briny begleitet sie und lässt die Kinder alleine auf dem Boot zurück. Am nächsten Tag holen Polizisten die Kinder ab um sie angeblich zu ihren Eltern zu bringen, aber sie haben in Wirklichkeit einen ganz anderne Plan. Die Kinder werden in ein Kinderheim gebracht und hier beginnt ein entsetzlicher Alptraum.
78 Jahre später - Im zweiten Erzählstrang steht Avery Staffort im Vordergrund. Sie ist hier die erzählende und agierende Person. Ihr Vater ist Senator und sie soll in seine Fußstapfen treten. Die Tage sind angefüllt mit Presseterminen, mit Besuchen und Gesprächen, durchgetaktet und organisiert. In einem Altersheim, bei dem sie zu einem Bewohner zum 100jährigen Geburtstag gratuliert, wird ihr von einer anscheinend verwirrten Bewohnerin ihr Libellenarmband entwendet. Doch Avery merkt schnell, dass da mehr dahinter steckt. Was hat es mit dem Bild auf dem Nachtisch der alten Dame auf sich ? Warum sieht die Frau darauf aus wie die jüngere Version ihrer eigenen Großmutter ? Averys Neugierde ist geweckt und sie lässt nicht locker, bis sie die ganze Wahrheit kennt.

Die abwechselnde Erzählweise erzeugt Spannung, gerade bei dem älteren Teil. Hier wird es auch sehr emotional und ziemlich erschreckend für den Leser, man kann sich die Grausamkeiten, die die Kinder damals ertragen mussten, kaum vorstellen. Doch so ist es vielen Kindern, die damals in die Fänge des Kinderheimes und dieser Organisation gelangt sind, so oder so ähnlich passiert.
Ein Ausgleich für die aufgewühlten Gefühle ist der neuer Teil, auch wenn er nicht ganz so dramatisch ist wie der ältere Erzählstrang, bietet auch er Gefühle - nur in eine andere Richtung. Hier geht es um den Familienzusammenhang, aber auch um das, was einem wichtig ist, hier natürlich am Beispiel von Avery. Um das, was man aus seinem Leben macht, welchen Spuren und Gefühlen man folgt.

Ich habe das Buch am Ende mit Wehmut aus der Hand gelegt, denn die Protagonisten sind mir sehr ans Herz gewachsen. Es ist ein wichtiges Buch, denn es gibt den Kindern von damals eine Stimme und sie bleiben in Erinnerung und geraten nicht in Vergessenheit.