Rezension

Großartig und mitreißend geschriebene Familiensaga

Mein Sommer mit Mémé - Elaine Briag

Mein Sommer mit Mémé
von Elaine Briag

Bewertet mit 5 Sternen

Großmutters Château im Burgund zu renovieren, passt überhaupt nicht in die Pläne der jungen Antiquitätenhändlerin Paula. Denn sie wollte sich in Paris mit ihrem Verlobten Jakob treffen. Aber Großmutter, Mémé genannt, setzt die liebevollen Daumenzwingen an und versammelt nach langer Zeit wieder die ganze Familie an einem Tisch. Zwischen köstlichem Essen, Familienzwist und einigen Gläsern Wein findet Paula heraus, welches Geheimnis Mémé verbirgt – und was das für Paulas Zukunft bedeutet.

Das Buch erzählt von Mémé, der Großmutter von Paula und ihrer Familie. Endlich ist Mémé, eigentlich heißt sie Louise Pfeiffer, heimgekehrt nach Burgund, wo der alte Familienbesitz aus dem 19. Jahrhundert steht. Ein herrschaftlich wirkendes Anwesen, ein Château, wie es damals gebaut wurde.  In diesem Sommer wird Mémé achtzig Jahre und nun, da Cousin Valentin verstorben, wohnt sie wieder in Burgund. Die Einladungen zum Fest sind verschickt. Für alle Familienmitglieder war es Pflicht, zu erscheinen. Ansich hatte Mémé der Besitz zugestanden, aber etwas war in ihrer Vergangenheit passiert, so dass es dem Cousin zufiel. Was der Grund war, für alle ein Tabuthema. Die Enkelin Paula hatte den Buchladen vor langer Zeit von der Großmutter übernommen, welcher in Müllheim lag. Inzwischen war es ein Antiquitätengeschäft. Doch Paula hatte für den Sommer andere Pläne. Ein paar Tage konnte sie einplanen, den Rest wollte sie mit ihrem Verlobten in Paris verbringen. Dieser war bei Ärzte ohne Grenzen und seine Zeit war dann abgelaufen. Paula konnte sich an die schöne Zeit in der Kindheit in Burgund erinnern.
Wer nun denkt,  hier auf eine alte, achtzigjährige verschrobene Frau zu treffen, der wird sich wundern.  Mémé versteht es geschickt, die Fäden in der Hand zu halten. Manch einer denkt, sie kontrolliert, dirigiert. Mag sein, aber die Weisheit des Alters, vorausschauend und ganz viel Menschenkenntnis, das ist die Person Mémé, Louise Pfeiffer. Natürlich ist sie die wichtigste Charaktere. Wenn man einmal den Zugang zu ihr findet, muss man diese Person einfach mögen. Sie wird nicht beschönigt, sondern sehr authentisch mit all ihren Eigenheiten dargestellt. Eben eine eigenwillige Charaktere, die man so schnell nicht vergisst.
"Ein Sommer mit Mémé" ist weniger eine Liebesgeschichte, sondern eher eine Geschichte über die Beziehung von Müttern und Kindern, eben Familie. Der Sommerurlaub um den runden Geburtstag der Großmutter ist Hauptbestandteil der Geschichte. Und das nicht alles rosarot bei den einzelnen Familienmitgliedern ist, ich denke, Mémé hat das schon sehr rechtzeitig erkannt. Und die Steine ins Rollen gebracht. Auch nach trüben Seiten gibt es sie, die Lichtblicke, so dass die Hoffnung nie ganz verloren scheint.
Vermag der eine oder andere Protagonist seine Schwächen zu haben, sind sie dennoch glaubwürdig und beeindruckend gezeichnet. Aber auch auf die Nebenfiguren wird dabei ebenso gründlich eingegangen, da es wichtig ist, deren Beitrag zur Handlung glaubwürdig zu machen. Wobei eine Nebenfigur aus dem Schatten heraustritt und für eine absolute Überraschung sorgt. Und nicht nur das, der verstorbene Cousin hält noch eine zweite, sehr wertvolle Überraschung parat.
Zu keinem Zeitpunkt war die Geschichte langatmig, wobei hier der großartige Schreibstil der Autorin diese noch aufwertet.
"Ein Sommer mit Mémé" hat mich inhaltlich beeindruckt, denn der Autorin ist es gelungen, mich erneut für das Nachbarland Frankreich, seine Kultur und auch seine Lebensart zu begeistern.
Meine absolute Leseempfehlung für diese Geschichte, die sich mit menschlichen Beziehungen, Liebe und Vertrauen auseinandersetzt. Es ist eines der Bücher, da weiß man, sie bleiben einem noch lange in Erinnerung