Rezension

Großartige Fortsetzung der Ostpreußen-Saga, die auf wahre Begebenheiten beruht

Die Jahre der Schwalben - Ulrike Renk

Die Jahre der Schwalben
von Ulrike Renk

Kurz nach ihrer Hochzeit erfährt Frederike, dass ihr Mann eine schwere Krankheit hat. Er geht in ein Sanatorium, und Frederike hofft auf seine Genesung. Doch als er stirbt, steht Frederike vor den Trümmern ihres Lebens. Allein und ohne eigenes Vermögen muss sie das Gut mit der großen Trakehnerzucht bewirtschaften. Jahre der Verzweiflung und Einsamkeit folgen, bis sie Gebhard von Mansfeld kennenlernt. Ganz langsam gelingt es ihr, wieder an das Glück zu glauben. Doch dann kommt Hitler an die Macht, und plötzlich weiß Frederike nicht, ob sie und ihre Liebsten noch sicher sind.

Seit neun Monaten ist Frederike nun mit Alexander zu Stieglitz verheiratet und lebt auf dem großen Gut Sobotka. Was sie bis zur Hochzeit nicht wusste, war, dass Ax an Tuberkulose litt und die Krankheit gleich zu Beginn ihrer Hochzeitsreise wieder ausgebrochen war. Nun ist er schon seit Monaten in Davos und Frederike muss sich allein um das Gut kümmern. Im Frühjahr 1930 macht sie Zwischenstopp auf Fennhusen, bevor sie für ein paar Tage nach Berlin zu ihrer Freundin Thea fährt. Auf Fennhuse eskaliert die Situation mit ihrer Mutter, die ihr die Krankheit von Ax verschwiegen hatte. Ihr Stiefvater Erik hält zu Frederike, und verspricht ihr, auf Sobotka nach dem rechten zu schauen. Ax von Steglitz war sein Schützling. Das größte Problem, so schildert es Frederike, war auf Sobotka, dass die Dienstboten sie nicht für voll nahmen. Bis auf Lore, die sie von Fennhusen mitgenommen hatte. Nur gut, dass auch Tante Edel mit nach Sobotka kam. Am schlimmsten dort war der Inspektor, der den Betrieb entgegen den Anweisungen so führte, wie er es für richtig hielt. Hinzu kamen noch die politischen Umstände. Die Rechtspopulisten gewannen immer mehr Zuspruch. In Berlin trifft Frederike auf Rudolph, den sie vor zwei Jahren auf dem Sommerfest in Fennhusen kennengelernt hatte. Seine Zuneigung zu Frederike hatte er nicht verborgen gehalten. Sie hatten sich geschrieben, mehr aber dann nicht. Frederike überwindet ihre innere Scheu und genießt die wunderbare Zeit in seiner Gesellschaft. Doch mehr kann sie Rudolph nicht geben. Sie ist mit Ax verheiratet, auch wenn diese Ehe nur auf dem Papier bestand. Alexander von Steglitz, bei ihm drehte sich alles nur um seine Krankheit, seine Genesung. Er hatte kein Ohr für Frederike, las ihre Briefe nicht richtig. Und auch ihr Besuch bei ihm war ein Desaster.

"Die Jahre der Schwalben" ist der zweite Band der Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Nach "Das Lied der Störche" konnte ich meine Ungeduld kaum zügeln, bis es endlich die Fortsetzung dazu gab. Diese Saga fesselt, ist spannend und sehr aufschlussreich geschrieben. Auch wenn die Geschichte auf wahre Begebenheiten beruht, bedarf es intensivste Recherche, um vieles korrekt, vor allem auch die politische Seite, wieder zugeben. Die Autorin versteht es, den Leser in die Geschichte mitzunehmen, Szenen, die bildhaft vor dem Auge ablaufen, runden das Ganze ab.  Obwohl das Schwergewicht des Romans bei Frederike als auch ihrer Familie und der Ehe mit Alexander liegt, gewinnt das Buch durch die einzelnen Handlungsorte, und den jeweils geschilderten Situationen. Die Gefühlslage der einzelnen Protagonisten werden sehr authentisch beschrieben, so dass man wirklich mehr den je mit ihnen fühlt. Ulrike Renk zeichnet in dem Buch ebenso die Gesellschaftsschichten um 1930 und später. Der Wechsel zwischecn Gefühl und Spannung kommt uneingeschränkt zum Tragen, so dass die Handlung mehr als realistisch wirkt und dem Leser ein entsprechendes Lebensgefühl der damaligen Zeit vermittelt.  Es ist nicht nur die damalige Zeit, sondern auch der Weg hin zum Zweiten Weltkrieg, der geschichtliche Hintergrund, der hier vermittelt wird. Dass Freud und Leid beieinander liegen, ist jedem bekannt.
Ich gehe jetzt nicht intensiver auf den Inhalt ein. Meines Erachtens sollte man das Buch wirklich lesen. Nur so viel: Frederike wird Witwe, lernt einen neuen Gutsbesitzer kennen und wird Mutter. Ihr Wunsch, den sie sich mit Ax nie hätte erfüllen können. Die von Mansfeld sind ebenfalls eine große Familie und einer der Brüder von Frederikes Mann spielt eine gewichtige Rolle in der Zeit des Krieges. Aber bitte lest selbst.

Ulrike Renk ist eine großartige Erzählerin, und hat mich schon mit ihrer "Australien"-Saga begeistert.
"Die Jahre der Schwalben" gehört mit zu den Büchern, die mich absolut gefesselt haben. Geprägt von Emotionen, Gefühlen und Spannung hat es mich in seinen Bann gezogen. Einmal angefangen, fällt es schwer, eine Lesepause einzulegen. Kein Buch mal so für zwischendurch; 560 Seiten. Das schöne romantische Cover ergänzt sich wunderbar zu dem ersten Band. Beide Bücher nebeneinander stehend, ein Genuss für das Auge.
Ein herausragender Roman, eine Saga, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Mich hat es rundum überzeugt.

Das sehr ausführliche Nachwort am Ende des Buches gibt sehr ausführlich wieder, wie es zu dieser Geschichte kam, was und wo alles an Recherchearbeiten zu solch einem Roman gehört. So ein Buch ist nicht mal aus dem Handgelenk geschrieben und verdient Wertschätzung!