Rezension

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Großartiger Anreiz zum Selbstdenken

Der Lebensschreiber - Christoph A. G. Klein

Der Lebensschreiber
von Christoph A. G. Klein

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Geschichte beginnt an ihrem Ende. Das hat zur Folge, dass sie viele Fragen aufwirft, denn der Protagonist, kennt ja die Details, die sich der Leser erst noch erschließen muss.
Die Erzählung in der Ich-Form gefällt mir persönlich sehr gut, denn so hat der Leser keine große Distanz zur Geschichte und kann sich gut einfinden. So ging es auch mir. Schon nach wenigen Sätzen war ich mitten im Geschehen, obwohl es bisher nur einen Hauch von Geschehen gab. Auch der etwas anspruchsvollere Schreibstil gefällt mir sehr gut und er scheint sehr gut zur Geschichte zu passen.
Dann wird die Geschichte von Kindheit an erzählt, von seiner Ausbildung in einer Buchhandlung. Als eines Tages ein Junge nach einem Buch über Liebeskummer fragt und er das falsche empfiehlt, fasst er einen Entschluss. Er selbst will dem Jungen eine Geschichte schreiben, an die er sich halten soll, um das Mädchen seiner Träume zu erobern. Der Protagonist fühlt sich gebraucht, als er hört, dass der Junge Erfolg hatte, er hält das Schreiben nach Maß für seine wahre Bestimmung. Bereits zu Beginn des Kapitels hatte ich das Gefühl, der Protagonist ist kein großer Menschenfreund und im weiteren Verlauf zeigt sich, dass diese Vermutung zutrifft und sie ihm schlicht sehr egal sind. Sie sind für ihn scheinbar eine Art Forschungsobjekte. In wie weit sind sie beeinflussbar und was passiert, wenn sie seine Geschichten lesen. Für ihn sind Geschichten nur dann gut, wenn man sie für wahr halten kann und er fragt sich darum, was wichtig ist im Leben, die Initiative etwas zu tun, oder das, was man damit bewirkt. Ob man das Leben wirklich beeinflussen kann oder ob das Schicksal eben alles bestimmt. Ich glaube nicht, dass sich diese Frage jemals beantworten lässt.
Menschen scheinen Enno nicht viel zu bedeuten. Er verliert er jeglichen Respekt und gibt alle Verantwortung ab und strebt nach immer mehr Macht. Doch schon bald merkt er, dass ihm etwas Entscheidendes fehlt in seinem Leben. 

Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es gibt einen guten und m.E. realistischen Einblick in das Leben eines psychisch kranken Menschen. Aber was ihn nun krank gemacht hat und auch für viele andere Dinge, lässt es viel Interpretationsspielraum. Jeder der ein Buch lesen möchte, dass noch lange im Gedächtnis bleibt, das Anspruch hat und zum Nachdenken anregt, der ist hier gut beraten. Und keine Angst, es handelt sich hier gar nicht mal und harte Kost. Das Buch liest sich leicht und zügig, ich konnte es kaum aus der Hand legen.