Rezension

Großartiger historischer Roman

Die fremde Königin
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Die fremde Königin" ist eine mehr als gelungene Fortsetzung zu "Das Haupt der Welt". Wie schon im Vorgänger ist es der Autorin hier gelungen, ein Stück der deutschen Geschichte sehr lebendig darzustellen. Informationen über das Leben der damaligen Zeit bis hin zu großen, bekannten Schlachten ist alles sehr interessant dargestellt und obwohl das Buch mit seinen über 750 Seiten nicht gerade dünn ist, gab es für mich keine Längen. Der Schreibstil Gablés ist wie gewohnt sehr fesselnd und die Handlung durchgängig packend, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. In diesem Band spielen politisch-geschichtliche Entwicklungen eine größere Rolle, doch es gibt natürlich wieder spannende Momente, die sich mit emotionalen, tragischen Szenen abwechseln. Ich mochte vor allem, wie viele bedeutende historische Ereignisse man 'miterleben' konnte; hierbei war gerade das Nachwort informativ, in dem Gablé ausführlich schildert, was Fiktion und was Realität ist.

Gaidemar ist auf den ersten Blick ein typischer strahlender Held von niederer Herkunft, doch im Verlauf der Geschichte zeigt sich, dass er durchaus Ecken und Kanten und eine 'dunkle' Seite hat. Er ist zwar sehr loyal, aber auch stur und stellenweise fast schon skrupellos und hart. Als Panzerreiter muss er in Schlachten kämpfen und ohne zu zögern töten, wozu nicht jeder in der Lage wäre. Zudem belastet ihn, dass er seine Wurzeln nicht kennt und er als Bastard nicht so viele Möglichkeiten hat und zurückgesetzt wird. Es war interessant, mit ihm zusammen langsam dahinter zu kommen, von wem er abstammt, vor allem, da es hier einige überraschende Enthüllungen und Wendungen gibt. Da Gaidemar mir sympathisch war, habe ich seinen Weg, der recht steinig und beschwerlich war, gerne verfolgt und darauf gehofft, dass er sein 'Happy End' bekommen würde.

Die anderen Charaktere waren ebenfalls gut ausgearbeitet. Es treten einige bereits aus Band 1 bekannte Figuren auf, wobei ich mich über das Wiedersehen mit manchen mehr gefreut habe als bei anderen (Henning...), und die Autorin hat die fiktiven Personen gut in die historischen Geschehnisse integriert, sodass man bereit ist zu glauben, dass Gaidemar und seine Gefährten wirklich mit Adelheid und Otto unterwegs waren. Gefallen hat mir dabei vor allem, dass es zwar Charaktere gibt, mit denen man klar sympathisiert und dann jene, die man am liebsten verfluchen würde, dass zugleich aber die Motivationen von jedem sind verständlich und es gibt keine reine schwarz/weiß-Zeichnung. Verschiedene Perspektiven werden berücksichtigt und der Leser kann sich somit in manchen Situationen ein eigenes Urteil bilden und darüber nachdenken, wie man selbst handeln würde.

Mit "Die fremde Königin" hat die Autorin einen großartigen historischen Roman geschaffen, der packend und interessant Fakten und Realität miteinander vermischt. Ich kann das Buch nur empfehlen.