Rezension

großartigliche Geschichte mit hinreißender Heldin

Sophiechen und der Riese - Roald Dahl

Sophiechen und der Riese
von Roald Dahl

Bewertet mit 5 Sternen

Sophiechen und der Riese - gut gegen schlechte Laune und Magenbeschwerden, und zwar sofortissimo!

Sophiechen und der Riese ist ein Kinderbuch für alle, die schon immer ihre Furcht vor Menschenfressern besiegen wollten - oder gar vor Fleischfetzenfressern! Und für alle, die originelle Sprache haarscharf am Erwachsenenton vorbei so richtig „kinderlich“ und „wunderwunderlich“ genießen wollen.

Sophiechen erspäht nachts einen Riesen durch das Dorf schleichen und wird von ihm erspäht. Er stibitzt sie aus ihrem Waisenhaus und entführt sie ins Riesenland, wo er sie in seiner Höhl aber nicht auffrisst. Im Gegenteil: Sophiechen und GuRie, der „Gute Riese“ freunden sich an und lernen viel voneinander. GuRie lernt etwas über Menschlinge und andere „Leberwesen“ und Sophiechen lernt viel über die neuen bösen Riesen, die allabendlich gemeinschaftlich ausziehen, um Leberwesen zu fressen: nach Spanferkel schmeckende Spanier, nach Thunfisch schmeckende Tunesier, nach „Mammilade“ schmeckende, gefüllte Berliner und so weiter. Die neun Riesen tragen unheilverkündende Namen - Kinderkauer, Knochenknacker, Mädchenmanscher etwa - und müssen gestoppt werden! Aber wie? GuRie ist der kleinste der Riesen und zudem gegen jedes Leberwesenfressen, weshalb er sich von Kotzgurke ernährt und von den anderen schikaniert wird. Aber er hat eine „ratzfetzige“, „klassegeile“ Mission: Er sammelt Träume in Glasbehältern, die er nächtens durchs Fenster den schlafenden Kindern einbläst. GuRies Fähigkeit, Träume zu erhören, zu fangen und zu mixen und Sophiechens ernsthafter Wille, weitere „Riesen-Knatterstrophen“ zu verhindern, indem man die englische Königin einschaltet, führen schließlich zum großen Finale. in dem beide Helden ihre Fähigkeiten einsetzen können.

Sophiechen ist ein charmantes, willensstarkes Mädchen, in dem sich kindliche Leser wiederfinden können. In Sophiechens Rolle geschlüpft, sind sie dem so kunterbunt daherredenden Riesen GuRie sprachlich überlegen und werden zu seinem behutsamen Ratgeber, ja wohlerzogenen und wohlerziehenden Fremdenführer in die Menschenwelt. GuRie ist ein moralischer Riese, der seinen Verzicht auf die Menschlinge damit bezahlt, sich ausschließlich von Kotzgurken ernähren zu können - zu diesem moralischen Entschluss gehört einiges!

Das Schreckliche, das Menschenverschlingende ist nur mit Humor zu ertragen, und dieser Humor steckt in der ganzen Geschichte, in den kunstvollen Zeichnungen von Quentin Blake wie im Detail: in er großartigen, blumenreichen Sprache, den Wortspielen und Satzfontänen, wie sie nur Fünfjährige, GuRie und Roald Dahl hervorbringen. Und Adam Quidam, der die Geschichte kongenial übersetzt hat.