Rezension

Großes Potential, nicht perfekt umgesetzt

Rache - Aurelia Velten

Rache
von Aurelia Velten

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Sophie ist eine Furie. Ihre Aufgabe ist es, die Menschen zu jagen, die Unrecht begangen haben, und sie mit Wahnsinn zu strafen. Doch dann bekommt sie den überraschenden Auftrag, Lysandros, den König des friedliebendem Daimonenvolkes zu strafen, da dieser angeblich einen olympischen Botschafter getötet haben soll. Als Sophie erfährt, dass sie beide verraten wurden, ist es schon zu spät: Sie hat ihn bereits mit Wahnsinn gestraft - ungerechtfertigterweise, was sie nun selbst zu einer Schuldigen macht. Um ihre Fehler wiedergutzumachen, jagt Sophie gemeinsam mit Sandros den Verräter. Und der Daimonenkönig scheint ihr wegen ihres Irrtums nicht böse zu sein, im Gegenteil: Er ist äußerst fasziniert von ihr.

Meinung

Ich bin bekennender Fan griechischer Mythologie und finde es klasse, wenn sie in moderne Geschichten eingewoben wird. Im Fall von „Rache“ finde ich besonders toll, dass mit Furien und Daimonen eher unbekanntere Wesen gewählt wurden.

Ihr Dasein als Furie und die Geschichte, wie sie zu einer wurde, macht Sophie als Protagonistin sehr interessant. Sie ist eine starke Frau, angetrieben von ihrem Wunsch nach Gerechtigkeit und ihrer Aufgabe, die zu richten, die ungerecht gehandelt haben. Das Buch zeigt jedoch auch, dass sie alles andere als unfehlbar ist und ihre Vergangenheit sie noch immer stark belastet. Für zukünftige Bände würde ich mir, da ich Sophies Hintergrund spannend fand, noch mehr Informationen über ihre Schwestern wünschen.

Auch die Informationen, die man über die Welt der anderen Völker und ihre Beziehungen untereinander bekommt, sind interessant, wobei man vor allem viel über das Volk der Daimonen erfährt: friedliebende Geisterwesen, deren Aufgabe es ist, Menschen zu beschützen. Auch in dieser Hinsicht könnten folgende Bände spannend werde, wenn mehr verschiedene Völker aufeinandertreffen.

Trotz der detaillierten Ideen und Informationen zu den Figuren und Wesen schien mir die Handlung dieses Buches leider noch nicht vollends durchdacht zu sein. Das Hauptthema scheint zunächst die Suche nach dem Verräter zu sein, der den Olymp gegen die Daimonen aufbringen wollte, doch dieser Teil wird etwa in der Hälfte des Buches abrupt abgespeist und spielt erst am Ende wieder eine Rolle, ohne dass ein wirklich befriedigendes Ende gefunden worden wäre.

Stattdessen geht es zu großen Teilen um Sophies Gefühle für Sandros und seine für sie, die sich mir nie so ganz erschlossen haben und für meinen Geschmack bereits viel zu früh als viel zu intensiv beschrieben wurden. Bereits bei ihrer ersten Begegnung, die in eher feindschaftlicher Atmosphäre stattfindet, geht es darum, wie anziehend sie einander finden und körperliche Anziehung und gutes Aussehen scheinend auch den Rest des Buches den Hauptteil ihrer Beziehung auszumachen. Besonders Sandros wirkte auf mich sehr oft vor allem triebgesteuert.
Zudem war Sandros durch sein sofortiges und völlig unbegründetes besitzergreifendes Verhalten von Anfang an unsympathisch. Seit seiner ersten Begegnung mit Sophie bezeichnet er sie als „seine Furie“, verlangt wütend zu wissen, ob sie einen Liebhaber habe, und spielt sich generell so auf, als wäre sie sein Eigentum (An einer Stelle sagt er sogar sie wäre sein.). Ständig spricht er im Befehlston mit ihr, wenn ein normaler Mensch sie bitten würde, und sie lässt sich das auch noch gefallen, was ich sehr enttäuschend fand.

Diese für meinen Geschmack eher ungesunde Annäherung zwischen den beiden nimmt große Teile des Buches ein, weshalb sich die Handlung auch lange Zeit eher schleppt.
Gegen Ende hin gibt es dann noch spannende Entwicklungen bezüglich Sophies Vergangenheit, die aber auch nicht konsequent genug durchgezogen wurden, um ein richtiger Handlungsstrang zu sein.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin nicht so recht entscheiden kann, ob sie jetzt einen Olymp-Krimi, eine Liebesgeschichte oder eine Geschichte über Sophies Vergangenheit schreiben wollte.

Fazit

„Rache: Die Kinder der Götter“ liegt eine sehr coole und spannende Thematik zugrunde, wenn man sich für griechische Mythologie und ihre eher unbekannteren Wesen interessiert. Auch einige Ideen der Handlung, insbesondere was die Vergangenheit der Hauptfigur und politische Entwicklungen zwischen den Völkern begrifff, haben großes Potential.
Leider wirkte die Handlung auf mich eher zusammengewürfelt als ausgereift und mit der Liebesgeschichte konnte ich aufgrund der besitzergreifenden und dominanten Haltung der männlichen Hauptfigur nichts anfangen.