Rezension

Grundidee mit sehr viel Potential

PROFILE - Die Prognose - Christy Seifert

PROFILE - Die Prognose
von Christy Seifert

Zitate:
„Es ist eine dieser absolut perfekten Unterhaltungen, ohne Pausen, ohne verlegene Stillen, ohne merkwürdige Themen, bei denen man aneinander vorbeiredet oder missversteht, was der andere zu sagen versucht.“
(S.108)

„Ich tue so, als würde ich ihn nicht hören. Ich gehe einfach weiter. Es ist eine Frage der Würde.“
(S.184)

Inhalt:
Erst vor kurzem ist Daphne mit ihrer Mutter nach Quiet gezogen und besucht hier die Highschool. Es ist nicht ihr erster Umzug, schon oft war sie die Neue in verschiedenen Schulen. Und dann passiert es. Ein bewaffneter Amokläufer stürmt in die Schule und schießt wild um sich. Wie durch ein Wunder gibt es nur einen Toten. Den Amokläufer selbst.
Um derartiges zukünftig zu vermeiden, soll das Programm PROFILE Prognosen abgeben, welche Schüler anfällig für Gewalttaten sind. Der Zeitpunkt der Ergebnisverkündung rückt näher. Und unter den Schülern macht sich Unsicherheit breit.

Meinung:
„PROFILE – Die Prognose“ fand zufällig den Weg zu mir. Der Klappentext hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht und so habe ich dann auch gleich mit dem Buch begonnen.

Lange musste ich mich nicht gedulden, da war ich bereits mitten in einem Amoklauf an der Quiet High gelandet. Die bangen Minuten durchlitt ich mit den Schülern, und mit Daphne. Jesse kann Daphne in einem Nebenraum vor dem Amokläufer schützen. Schließlich wird niemand ernsthaft verletzt. Nur der Täter selbst überlebt nicht. Die Anspannung auf den darauffolgenden Seiten war dann für mich förmlich spürbar. Auch mich hatte diese Anspannung erreicht und ich glitt weiter durch die Seiten. Nun sollte dieses neue Programm – PROFILE – gewaltbereite Schüler identifizieren, um solche Ereignisse zukünftig ausschließen zu können. Die Idee fand ich bis zu diesem Zeitpunkt wirklich gut.

Nach dem Anschlag war Daphne durch die Aktion mit Jesse während des Amoklaufs an der Schule plötzlich bekannt. Dizzy führt Daphne in ihrer angesagten Mädchenclique ein, wobei Daphne zumindest anfangs nicht unbedingt begeistert davon ist.

Auf den folgenden Seiten war ich dann auch mit den verschiedensten Highschool-Themen beschäftigt, befand mich in Verwicklungen untereinander, miteinander und Meinungsverschiedenheiten in der Clique. Eine Bedrohung durch PROFILE oder besser den erwarteten Ergebnissen konnte ich bis zu diesem Moment nicht spüren. Nur am Rande wurde ab und an davon berichtet, dass es bald zur Verkündung der Ergebnisse kommen würde. Eine gewisse Verunsicherung war bei den Schülern natürlich schon bemerkbar, allerdings ging man dann doch immer wieder rasch zur Tagesordnung über. Im Vordergrund stand für mich eindeutig das Highschool-Leben mit allen dazu gehörenden Randgeräuschen, so dass nachfolgend doch immer wieder gewisse Längen eintraten.

Die Charaktere waren grundsätzlich ausreichend beschrieben, ohne besonders in die Tiefe zu gehen. Interaktionen sind für mich vorstellbar dargestellt, wenn auch nicht durchgehend schlüssig. Die Protagonistin Daphne wirkte von Beginn an sympathisch, ihre Zweifel konnte ich spüren, doch auch sie hinterließ nicht durchgängig den Eindruck, ihr Ziel zu kennen und dieses anzusteuern. 

Christine Seifert wählte für die Präsentation ihrer Geschichte Daphnes Ich-Perspektive in Gegenwartsform. Dialoge der Charaktere mit zeitweise sarkastischen Ansätzen lockerten die Geschichte auf, verwirrten mich jedoch auch teilweise. So manche Äußerung genau wie einige Handlungsspuren verbleiben kommentarlos im Raum stehen, so dass ich zeitweise nicht wusste, welche Richtung nun die richtige sein würde. 

Die Autorin greift mit ihrer Geschichte definitiv wichtige und allzeit aktuelle Themen auf. Ausgrenzungen von Menschen bis hin zur Bildung von Eliten werden spürbar und glaubhaft beschrieben. Hier erlebte ich so manches erschreckende Szenario, war dennoch fast darüber erschüttert, wie gleichgültig und oberflächlich die Charaktere teilweise damit umgingen. 

Zum Ende hin konnte mich Christine Seifert dann doch nochmal überraschen, ich erlebte einige fast panische Momente und musste zum Teil leiden. Die Autorin fand jedoch einen beruhigend abklingenden Abschluss, so dass ich das Buch nun wieder ins Regal stellen kann.
 
Urteil:
„PROFILE – Die Prognose“ bietet mit seiner Grundidee Potential für spannende Lesestunden, vernachlässigt zwischenmenschliche Aspekte dabei nicht und schneidet Problemthemen an. Für meine Zeit rund um die Quiet High vergebe ich deshalb gute 3 Bücher.

Für alle, die sich von der Zukunft nicht überraschen lassen wollen, dabei mit Ausgrenzungen umgehen und damit verbundene Herausforderungen annehmen können.

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