Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Gut, aber nicht perfekt

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 4 Sternen

Ein gutes Buch, das aber noch besser hätte sein können.

Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben – sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich für immer zu verabschieden. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel, wie sehr sich auf die Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und plötzlich ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben, vollkommen unerträglich ... Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben. Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.

Eine Geschichte über zwei, die den Tod suchen – und die Liebe ihres Lebens finden.

 

Meine Meinung:

Besonders der Humor und der Stil der Autorin gefiel mir. Insgesamt war mir das Buch aber zu sehr wie ein Hollywood - Film inszeniert. Es handelt sich hierbei um ein Jugendbuch, das der Hauptzielgruppe gefallen dürfte.

Man kommt sofort gut ins Buch hinein, aber ich fand es gleichzeitig auch etwas überladen...Aysels Vater ein Straftäter, der türkische Migrationshintergrund, das mobbing in der Schule, die beengten Wohnverhältnisse, die böse Stiefschwester, Aysels Depressionen...man kann auch Depressionen ohne so schwierige Lebensumstände haben.

Die Altersempfehlung finde ich auch nicht richtig, für Kinder, die selbst solche Probleme haben, ist das Buch sicher nichts.  Romans Geschichte ist auch sehr tragisch, aber fast auch schon klassisch, der Schuldkomplex, also Romans story hat mich null überrrascht.

Dann gab es auch das etwas schnelle Ende, die vorherigen Passagen waren ja im Vergleich dazu etwas ausführlicher. Absolut doof fand ich, dass Aysels Vater keinen Raum mehr in der story einnimmt.

Ich finde es natürlich gut, dass die Protagonistin sich letztendlich doch für das Leben entschieden hat, bei meinem Fazit bin ich jedoch etwas gespalten. Die Altersempfehlung finde ich nicht passend, ich würde sie definitiv höher ansetzen.

Auch finde ich, dass neben allen guten und differenzierten Aspekten das Thema Suizid zu sehr romantisiert wird. Ich hoffe, dass es nun keine Leute geben wird, die solche Seiten im Internet suchen werden. Und Liebe als Allheilmittel, nun ja. Das Buch war mir auch etwas zu überladen, die Hauptzielgruppe wird es sicher erreichen, aber ganz ohne Einschränkung jubelnd empfehlen würde ich es nicht. Auch Aysels Physikaffinität kam mir etwas forcoert vor, nach dem Motto: "Ich baue eine lieb - nerdige Figur im Stile eines Sheldon Cooper ein."

Manches in dem Roman wirkte auf mich recht konstruiert, nach dem Motto: Man nehme ein paar bewährte Schreibzutaten, boy meets girl, Drama, teenage angst, etwas Sarkasmus und rühre mit dem Schreibkochlöffel einmal um, baue ein happy ending ein und heraus kommt das YA - Bestseller - Süppchen. :)

Und ich finde, dass das ernste Thema Depression in gewisser Weise bagatellisiert wird, indem man einen Mord zum Auslöser einer reaktiven Depression macht.

Insgesamt ist das Buch wie ein Hollywoodfilm - interessant und unterhaltsam, aber ohne richtigen Tiefgang.

Daher würde ich den Roman eher als guten Unterhaltungsroman einstufen, der sprachlich und stilistisch durchaus Spass gemacht hat.