Rezension

Gut für den, der es versteht

Der Reisende - Du bist die Finsternis - Ondrej Cikán

Der Reisende - Du bist die Finsternis
von Ondrej Cikán

Bewertet mit 3 Sternen

Nach einem verehrenden Atomkrieg hat sich die Welt total verändert. Selbst bisher bestehende physikalische Gesetze sind außer Kraft gesetzt und monströse Gestalten sind entstanden. In dieser Welt wird Herman von einem selbsternannten Gott, dem Wächter der Zeit, wieder zum Leben erweckt, ausgestattet mit Mutationen, die ihn nicht nur verunstalten, sondern auch so gut wie unsterblich machen. Er ist einer von drei Reisenden, die auf eine Mission gesandt werden, die die Welt noch mehr aus den Angeln hebt. Dabei hat Herman aber nur eins im Kopf, seine Frau und seine Tochter wieder zu finden.

Erst einmal möchte ich mich beim Autoren bedanken, dass ich an der Leserunde zu diesem Buch bei lovelybooks teilnehmen durfte und mir dafür ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt wurde. Es hat mir sehr Spaß gemacht.

Aber nun zu meiner Meinung. Nun, der Autor hat einen sehr außergewöhnlichen Schreibstil, an den man sich sicher erst gewöhnen muss. Dabei ist die Sprache für mich poetisch, aber dennoch hart, manchmal romantisch und manchmal total undurchschaubar und genau so ist auch das ganze Buch.

Das Genre des Romans ist eine Mischung aus vielen verschiedenen Genres. Natürlich ist es in erster Linie ein Endzeitroman, dennoch hat er für mich auch große Anteile von Sience Fiction, aber auch von Fantasy. Dazu kommt eine große Portion Wahnsinn und fertig ist eine ganz besondere, innovative und kreative Geschichte, die mich jedoch nicht so richtig packen konnte. Das lag allerdings nicht an den verschiedenen Genres, sondern vielmehr an den Parts, in denen Realität und Wahnsinn ineinander verschwimmen. Plötzlich wird aus einer relativ klaren, interessanten Geschichte ein Trip durch verwirrende Gedanken, die für mich gar keinen Sinn ergaben. So ist es mir leider auch kaum gelungen, ein Bild vom Geschehen in meinem Kopf zu bilden. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Autor damit bezwecken wollte, dass man sich besser in Herman hineinversetzen kann, jedoch ist mir das nicht gelungen.

Was das Scene Building angeht, so merkt man, dass der Autor ein genaues Bild vor Augen hatte und teilweise kam dieses auch bei mir an, doch leider nicht oft genug, bzw. fühlte es sich für mich nicht richtig an. So konnte ich mir manche Dinge, wie zum Beispiel die Wirbel und Narben nicht vollends erklären. Genauso ging es mir auch mit den physikalischen Unstimmigkeiten, die mir ein wenig zu weit hergeholt vorkamen.

Was die Charaktere angeht, so bin ich mit ihrer Zeichnung recht zufrieden. Zwar hätte ich hier oder da mehr über das Aussehen des Protagonisten und seiner Mitreisenden gewünscht, aber vielleicht war es auch besser so, nur zu wissen, dass sie wohl sehr hässlich aussehen. Besser allerdings sind die Töchter des Wächters der Zeit gelungen. Diese fand ich wirklich gut. Und auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere fand ich sehr interessant und teilweise echt erschreckend.

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass dieses Buch leider nicht wirklich das war, was ich mir darunter vorgestellt hatte. Es ist garantiert nicht schlecht, für denjenigen, der solche Art Bücher mag und man merkt auch, dass der Autor weiß, wovon er schreibt und es hat auch sicher alles seinen Sinn in dieser Geschichte, doch leider wurde mir dieser bis zur letzten Seite nicht klar.

Anzumerken wäre noch, dass ich das Buch niemanden unter sechzehn Jahren empfehlen würde, da es teilweise doch sehr brutal zugeht.