Gut gemacht!
Bewertet mit 5 Sternen
Kelsea Raleigh wird von einem älteren Ehepaar großgezogen, mit Strenge und Liebe. In einem Cottage im tiefen, tiefen Wald. Sie weiß, dass sie, wenn sie 19 Jahre alt ist, abgeholt werden wird und nach New London gebracht wird, wo ihre Regentschaft als Queen of the Tearling beginnen wird. Natürlich weiß sie nicht, was das bedeutet, aber, dass ihre Verwandtschaft ihren Tod will und dass sie Gefahren bestehen wird – oder früh sterben, das weiß sie.
Erika Johansen hat diesen ersten Band einer Fantasytrilogie mit allem ausgestattet, was eine dystopische Trilogie braucht. Fantasyelemente, einen Hauch Magie, das Entdecken eines dem Leser unbekannten Landes, na ja, die beigefügte Karte könnte ein wenig detaillierter sein, eine Handlung, die durchgängig spannend bleibt und vieles mehr.
Natürlich ist das Ganze Trivialliteratur, aber so gut gemacht wie ein Schokoladenkuchen. Es ist immer was los, ohne in Aktionismus auszuarten. Die Dialoge sind witzig, lustig und temporeich. Das Personal ist vielfältig, sorgfältig, nicht nur hingesudelt, sondern sehr lebendig. Das Klischee von der naiven Jungschen, die dem ersten richtigen Mann hinterherschmachtet, der ihr begegnet, ist zwar bedient, durchaus, aber so zart, und vielleicht nimmt sie am Ende doch einen andern, wer weiß?
Es findet eine Figurenentwicklung statt. Die Informationen werden zwar in Dialogen transportiert, aber so geschickt in die fortlaufende Handlung eingesponnen, dass man nicht sofort die Augen gen Himmel verdreht, wegs der Plumpheit von dummem Frager und klugem Antworterspiel, es gibt einen adäquaten Feind, den es zu besiegen gilt …Schwertkampf, Verräter, Schurken und Helden en masse.
Ja, der Feind: der ist nun schon ein wenig platt unterwegs. Aber sonst? Einwandfrei. Samt Ende. Ein angemessenes Ende, das erlaubt, den Band auch einzeln zu lesen, und dennoch so spannend das Ganze, dass ich sofort nach der Fortsetzung schmachte.
Ausserdem spielen Bücher eine witzige und wichtige Rolle! Und sogar die sieben Potter-Romane finden Eingang in das Geschehen. Erika Johansen ist so schön „nebenbei witzig“, zum Beispiel, wenn die Heroine ägerlich darüber ist, dass man sie daran erinnern muss, Gewicht zu verlieren. Haha, Gewichtsprobleme bei einer Prinzessin! Großartig.
Fazit: Zumindest im Original wundervolle Triviunterhaltung mit der richtigen Mischung von Fantasy und Dystopie, die mir nach den Buchpreiskandidaten wieder komplettes Lesevergnügen verschafft und die Lesebatterien wieder auflädt.
Kategorie: Fantasy
Verlag: Harper Collins, 2014