Rezension

Gut gemeint, ist nicht gut gemacht

Auster und Klinge - Lilian Loke

Auster und Klinge
von Lilian Loke

~~Inhalt
Victor ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Eigentlich möchte er nur noch seine Familie zurückgewinnen und ein Restaurant eröffnen. Doch ganz so einfach wird es ihm nicht gemacht und so lernt er zufällig Georg kennen, bei dem er übergangsweise unterkommt. Georg ist ein Künstler aus schwerreichem Haus, der das Geld jedoch ablehnt. Er verachtet den Schlachtkonzern und will mit Aktionen aufrütteln, die seinen Mitmenschen wehtun sollen. Zur Hilfe soll ihm dabei Victor kommen, der ihm zeigt, wie man bei anderen einbricht und im Gegenzug von Georg Kapital für sein Restaurant erhält. Doch schnell läuft alles aus dem Ruder und Victor wird klar, dass er diesen Deal besser nicht hätte eingehen sollen …  

Meine Meinung
Lilian Loke möchte mit ihrem Roman "Auster und Klinge" Gesellschaftskritik üben, was an sich nicht verkehrt ist. Auch, dass man aufrüttelt, den Spiegel vorhält und sich engagiert, ist nicht verwerflich. Aber ich bin schockiert (wahrscheinlich ist das auch Absicht der Autorin) und frage mich, was man für eine Phantasie haben muss, um eine solch abscheuliche Methode dazu auszuwählen. Das sogenannte "Kunst-Projekt" welches Georg gewählt hat, ist asozial und menschenverachtend. Er wählt gezielt Unschuldige und macht sogar vor Kindern keinen Halt, um seine Ansichten deutlich zu machen. Grenzen des Anstands und Respekt für andere, sucht man bei ihm vergebens.

Loke schreibt gar nicht mal schlecht, aber auch nicht so atemberaubend, dass ich von ihrer Erzählstimme in Begeisterung ausbrechen würde. Auf den ersten paar Seiten fing die Geschichte eigentlich ganz gut an, entwickelte sich jedoch zunehmend zu einer, die ich eigentlich gar nicht weiterlesen wollte. Ich bin mir sicher, dass die Handlung die Gemüter spalten (wobei ich mir sicher bin, dass die die jetzt begeistert sind, alles andere als begeistert wären, wenn sie Teil des Kunst-Projekts wären) und bei denen, die das Buch gelesen haben, für Gesprächsstoff sorgen wird. Vielleicht ist ja genau das auch schon alles, was die Autorin erreichen wollte. Einfach nur, dass die Menschen darüber reden. Allerdings kommt mir dabei der Aspekt der Gesellschaftskritik zu kurz, da sich ihr Roman letztlich mehr darauf fokussiert das Verhalten ihrer Protagonisten zu verdeutlichen.  

Wenn man Gesellschaftskritik üben möchte, dann muss es andere Wege dafür geben. Nur auf Teufel komm raus zu schocken, finde ich weder für die Autorin noch für ihren Protagonisten Georg den richtigen Weg.

Fazit
"Auster und Klinge" möchte Gesellschaftskritik üben und schrappt am Thema vorbei, weil es meiner Meinung nach den Fokus mehr darauf legt nur schockieren zu wollen.