Rezension

Gut konstruiert, spannungs- und überraschungsreich

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert - Joël Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
von Joël Dicker

Bewertet mit 5 Sternen

Marcus Goldman gelingt es nach seinem erfolgreichen Debütroman nicht mehr, etwas Erfolgversprechendes zu Papier zu bringen. Als im Garten Harry Queberts, Marcus' ehemaligem Mentor, die Leiche eines vor 33 Jahren verschwundenen jungen Mädchens gefunden wird, reist Marcus' nach Aurora, um Harry unter die Arme zu greifen. Dass sich ihm hier die Chance für einen weiteren Roman bietet, erkennt er erst später.

Endlich hat Joël Dickers Roman den Weg auf meinen Bookseat gefunden und mich ähnlich unterhalten und begeistert, wie viele andere vor mir. Der Autor erzählt in verschiedenen Zeitebenen nicht nur das aktuelle Geschehen, sondern auch, was Jahrzehnte zuvor dazu führte, dass die 15jährige Nola Kellergan spurlos verschwand. Dabei gelingt es dem Autor, den Leser immer wieder zu überraschen, ihn auf falsche Fährten zu führen und die Wahrheit erst nach und nach aufzudecken. Am Ende ist klar, was passiert ist und der Leser kann den Roman zufrieden zuklappen. Bis dahin hat man viele Möglichkeiten, selbst zu überlegen, was geschehen sein könnte, Theorien aufzustellen und wieder zu verwerfen, und der Lösung vielleicht sogar recht nahe zu kommen. Ich fand die Auflösung durchaus gelungen, den Roman an sich wunderbar komponiert.

Das aktuelle Geschehen wird von Marcus selbst in Ich-Form erzählt, so dass man Marcus ganz gut kennen lernt, die anderen Charaktere dagegen durch seine Augen betrachtet. Der Vergangenheitsteil wird in der dritten Person erzählt und aus verschiedenen Perspektiven, Harrys, Nolas, aber auch die anderer Charaktere. So kann es passieren, dass verschiedene Charaktere unterschiedliche Züge aufweisen und sich auch hier sich erst nach und nach der wahre Charakter verschiedener Personen klärt.

Dass die Kapitelzahlen rückwärts gezählt werden, ist ein weiteres Rätsel, das sich dem Leser stellt und das erst gegen Ende geklärt wird.

Trotz aller tragischen Ereignisse, fließt auch immer wieder, wenn auch recht abgefahrener, fast schwarzer Humor, ein, so etwakki wenn manche Charaktere ziemlich überzogen dargestellt werden, wie z. B. Marcus' Mutter oder sein Verleger und auch, dass man nicht alles ernst nehmen sollte, wie z. B., dass ein Polizist Marcus regelmäßig mit Interna versorgt und mit ihm zusammen ermittelt.

Für mich war der Roman ein regelrechter Pageturner, der immer spannender wurde und mich von Anfang an gut unterhalten hat. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung, wer gerne miträtselt, vor dicken Romanen nicht zurückschreckt und Humor gepaart mit Tragödie mag, könnte Gefallen an diesem Roman finden.