Rezension

Gut recherchiert, gut geschrieben, trotzdem nicht meins

Die Herren der Grünen Insel - Kiera Brennan

Die Herren der Grünen Insel
von Kiera Brennan

Puh, so ganz weiß ich nicht, wie ich dieses Buch bewerten soll. Einerseits bin ich fasziniert von der Fülle an gut recherchierten Fakten, die sich hier widerspiegelt, andererseits zeigt sich hier aber auch so ein düsteres Bild der Zeit, dass ich damit wiederum ein echtes Problem habe und es mir streckenweise echt schwer fiel, das Buch zu lesen.
Ich weiß ja, dass die Zeit kein Zuckerschlecken war und zwischen den verschiedenen Heeren war für niemanden ein sicherer oder gar guter Aufenthaltsort, auch Frauenrechte waren nichts, woran man auch nur gedacht hätte, aber - war es damals wirklich so, dass jeder jeden umgebracht hat, es zwischen Mann und Frau eigentlich nur Vergewaltigung und Ablehnung gab, dass frisch und frei in jede Richtung, auch innerhalb der Familie, die Augen ausgestochen oder gemordet wurde, dass jeder, der kein Verräter war, ein Verratener war  - oder auch jemand, der gerade zum Verräter wird? Werden Frauen nur vergewaltigt oder werden zu Huren, um überleben zu können?

Und wenn das alles wirklich so düster war, dass ich die ganze Zeit über das Gefühl hatte, dass alles in eine dunkle, bedrohliche Wolke gehüllt ist, ist das dann wirklich etwas, was ich zu meinem Vergnügen lesen mag?
Klar, es ist keine Romanze, das war mir auch vorher schon bewusst, ich hatte angesichts der Zeit und der Umstände mit harten Fakten gerechnet, aber dass es keinen Menschen gibt, der irgendwie mit anderen auskommt, keinen, der auch nur mal mehr als eine Sekunde lang glücklich ist.... Ganz ehrlich, das war mir zu viel und irgendwie kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Menschen die ganze Zeit so bedrückt herumliefen, da Menschen ja dazu neigen, anpassungsfähig zu sein und auch in Zeiten der Not, die kurzen Atempausen zwischendurch einfach mal dazu zu nutzen, um zu leben. Vielleicht bin ich da naiv, aber...

Rein von den Fakten her, ist das Buch sehr genial, es ist auch wirklich gut geschrieben, aber ich wurde trotzdem nicht warm damit. Mir fehlte einfach ein Protagonist, es hätten auch gerne zwei sein dürfen, der mich wirklich für sich einnimmt. Ein Stück weit gab es das zwar letztlich schon, auch wenn diese Sympathie zumindest in einem der Fälle doch recht überraschend auftrat, aber irgendwas fehlte auch hier einfach, um mich ganz glücklich machen zu können.

Das Ende war mir zu ungewiss und der Epilog, von dem ich mir dann eigentlich eine gewisse Auflösung, eine gewisse Beruhigung für mich erwartete, überraschte mich dann doch sehr mit seinem Inhalt.
Wer dieses Buch liest, sollte auf jeden Fall nicht zu zart besaitet sein und er sollte sein Herz an keinen der Protagonisten verlieren, da der Schwund hier doch schon recht groß ist.

Gut recherchiert, gut geschrieben und dennoch nicht meins, ich glaube, das trifft es für mich eigentlich ganz gut. Mir fehlte hier sozusagen der Löffel Zucker, der mich die bittere Realität ein wenig leichter schlucken und das Buch lieber lesen lässt.