Rezension

Gut vs Böse

Anima - Kim Kestner

Anima
von Kim Kestner

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Weil Gut gut bleibt und Schlecht schlecht", erwiderte ich trotzig, obwohl seine Worte etwas in mir auslösten. Im Prinzip hatte er wohl recht. Manchmal entpuppte sich Böses im Nachhinein als Gutes. War es dann nicht aber von Anfang an etwas Gutes gewesen und wir hatten es nur falsch zugordnet? Wie oft stecken wir Dinge einfach nur in Schubladen statt uns mit ihnen auseinanderzusetzen? Sämtliche Vorurteile beruhen auf diesem Prinzip und ich nahm mich davon nicht aus.
Abby, S. 391f

 

Charaktere:
Abby wird 18 Jahre alt und ist ein ganz toller Mensch. Sie ist hilfsbereit, selbstlos, hat immer ein offenes Ohr und ist einfach ein „Engel“, wie sie auch oft genannt wird. Sie ist so gut, dass sie sogar die Eifersucht und verbalen Angriffe ihrer Schwester einfach hinnimmt.
Virginia ist Abbys größere Schwester, aber ein typischer Teenager. Kein Handyempfang kommt einem Weltuntergang gleich und Jungs sind ihr Hauptinteresse. Allerdings lässt sich ihre gelegentlich gemeine Art gegenüber Abby damit erklären, dass sie auf Abby eifersüchtig ist, da diese das „Musterkind“ ist und ihrer Meinung nach von den gemeinsamen Eltern mehr geliebt wird.
Juspinn ist zunächst als Magier engagiert, der für die Camp-Gäste als Unterhalter dienen soll. Hinter dieser Fassade steckt aber viel mehr.
Abbys Vater ist ein sehr weltoffenerer Pastor und
ihre Mutter steckt voller Energie und ist ein Blumenkind.

 

Meine Meinung:
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Abbys Sicht erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen, weil Abby so eine ehrliche Haut ist und immer positive Gefühle und Ansichten anderen Leuten gegenüber hat. Gelegentlich schildert auch Juspinn seine Sichtweise der Geschehnisse. Hier erhält man einen Einblick hinter seine Fassade, wodurch er dem Leser noch sympathischer wird. Jedoch verrät dies nicht allzu viel seiner, dem Leser noch unbekannten, Existenz, wodurch die Geschichte und die Frage nach seiner Identität spannend bleiben.

In dem Nationalpark Acadia leben sehr unterschiedliche Charaktere, die alle besondere Eigenheiten und Charakterzüge aufweisen. Kim Kestner hat hier tolle Figuren geschaffen, die selbst als Randfiguren etwas Besonderes sind und im Gedächtnis bleiben. Wie z. B. Abbys beste Freundin Eyota, die eine Indianerin ist oder der Camp-Leiter Mr. Handson, dessen Hosen ständig rutschen.

Einzig gestört hat mich, dass Abbys Glaube von einem Moment auf dem anderen verschwunden war, statt allmählich in den Hintergrund zu rücken. Abbys Charakter ist von Grund auf gut und fast schon perfekt, außerdem ist sie durch ihren Vater, der Pastor ist, schon von klein auf religiös erzogen worden. Dieser Glaube und Überzeugung kann man nicht so schnell abschütteln. Hier wäre, meiner Meinung nach, ein langsamer Verlauf passender.
Ich liebe Bücher, die mit einem emotionalem Ende aufhören und dies auch noch in wunderschönen Worten beschrieben wird. Die letzten Sätze vor dem Epilog von „AnimA“ haben mich sehr bewegt und die Geschichte wunderbar abgeschlossen. Eigentlich würde ich sie hier als Zitat zeigen, aber ich finde, letzte Sätze eines Buches haben so etwas Intimes und deshalb sollt ihr sie lesen, nachdem ihr die Geschehnisse selbst „erlebt“ habt. Auch die Worte der ersten Sätze des Buches hat Kim Kestner sehr gut gewählt.

Normalerweise verlier ich in einer Rezension kein Wort zum Cover, da es vom Verlag kommt und nicht von der Autorin, aber hier ist es wirklich perfekt. Die beiden Flügel – schwarz und weiß – passen sehr gut zur Geschichte, sowohl bildlich als auch im übertragenen Sinne, da die Geschichte in den Kampf Gut gegen Böse eingebettet ist. Das gefällt mir richtig gut.

Fazit:
„AnimA“ von Kim Kestner erzählt die Geschichte Gut gegen Böse, wobei die Protagonistin Abby zwischen die Fronten gerät. Die Autorin kann wunderbar mit Worten umgehen und hat sehr authentische Charaktere entworfen, die alle ihre besonderen Macken und Eigenschaften haben, die der Leser nur lieben kann.