Rezension

Gute Bösewichtin, schlechte Heldin

Everflame 01 - Feuerprobe
von Josephine Angelini

Erster Satz
"Schon auf dem Weg zur Mädchentoilette raffte Lily Proctor ihre widerspenstigen Haare zusammen."

Gestaltung
Das Cover ist in schwarz gehalten und wird mit flammende Blumen und Schnörkeln umrahmt.
Passend dazu wurde der Schriftzug der Trilogie "everflame" in ähnlichen Rottönen gehalten und eine elegante und verwobene Schrift gewählt.
Der Titel und der Name der Autorin sind hingegen in einer serifenlosen Schrift und schlichten weiß gehalten, wodurch sie stärker hervorstechen.
Da mich nur ein Leseexemplar vorliegt, also eine Taschenbuchausgabe des Buches, weiß ich nicht, ob bei der käuflichen Version unter dem Schutzumschlag noch weitere Verzierungen zu finden sind. Schaut dort am besten mal in der Buchhandlung selber nach, wenn es euch interessiert, oder fragt jemanden, der die gebundene Ausgabe besitzt.
 Die Schriftart des "Everflame"-Schriftzugs hat man auch im Inneren weiter verwendet. So sind Kapitelnummer und Kapitälchen in eben jener gehalten.
Der erste Buchstabe ist zudem auch eher gräulich als schwarz.
Da im Verlauf der Geschichte auch immer wieder mit Gedanken gearbeitet wird, werden diese kursiv geschrieben um sie vom restlichen Geschehen abzugrenzen.
Zusammenfassend gefällt mir die Gestaltung von "Feuerprobe" gut und ich denke in der gebundenen Ausgabe wird das ganze auch sehr hochwertig wirken.

Meine Meinung
Ich habe eine leichte Obsession für Doppelgänger und Hexen sind auch nie uninteressant,
also wollte ich den Auftakt der Everflame-Trilogie gerne lesen.
Auch wenn man nicht viel von ihr erfährt, hat Lillian sich in meinem Herzen einen kleinen Platz erobert.
Ich mag vielschichtige Bösewichte und das scheint sie zu sein.
Lily hingegen fand ich, sobald sie im anderen Salem leider einfach zu perfekt.
Eine Mary-Sue, welche sofort oder sehr schnell alles kann, was gerade benötigt wird. Lediglich einen Fehltritt hat sie, aber dieser wird durch ein darauffolgendes großes Ereignis gleich wieder ausgebügelt. Doch auch das andere Extrem nervte mich zu Anfang. Ein gutes Mittelmaß hätte der Geschichte besser getan.
Mit Rowan wurde ich immer mal wieder warm, aber angetan hat es mir Tristan. Zumindest die Version von ihm, welche den größeren Auftritt hat. Er hat etwas freches und taffes an sich, aber ist defintiv nicht perfekt und das mag ich einfach. Rowan hingegen ist mir zu sehr an seine Hexe(n) gebunden und macht sich davon zu abhängig. Das mag an seinem Beruf als Helfer liegen, aber für mich ist es einfach übertrieben.
Mir gefiel die Idee der verschiedenen Versionen einer Person, auch wenn ich den Ansatz schon aus Zeitrausch kannte, so entwickelte sich diese Geschichte in eine ganz andere Richtung.
Die Mythologie der Hexen und Crucibles gefiel mir sehr gut, da es mal eine andere Blickweise ist. Kraft durch den Scheiterhaufen, anstatt in ihm zu verbrennen. Der Weltenbau hingegen erinnerte mich unheimlich an Oz mit einer Prise Panem (13 Städte statt Distrikten).
Die Anspielung auf diverse moderne Entdeckungen und Entwicklungen fand ich teilweise sehr lustig, musste aber im Falle von Brotschimmeln zum Beispiel erstmal kurz nachdenken, bis mir einfiel, was das Pendant in unserer Welt ist.
Der Schreibstil von Josephine Angelini hat sich in meinen Augen wesentlich weiterentwickelt, während ich die Göttlich-Trilogie nach Band 1 nie weitergelesen habe, möchte ich bei Everflame mehr wissen. Jetzt. Sofort und auf der Stelle. So konnte mich die Autorin auch an das Buch fesseln, dass ich es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte.

Insgesamt ist "Feuerprobe" eingelungener Auftakt, welcher durch eine brilliante Bösewichtin glänzen kann, aber deren Schatten-Ich zu perfekt ist um wahr zu sein. Empfehlenswert für alle, welche einen anderen Blick auf Hexen und ihre Mythologie haben möchten und dabei gerne ihr Allgemeinwissen testen.