Rezension

Gute Idee, Ausführung enttäuschend

All About a Girl
von Caitlin Moran

Bewertet mit 2 Sternen

Die jugendliche Johanna wohnt in einem Arbeiterviertel in England, die gesamte Familie ist sozial schwach, viele Kinder,der Vater arbeitslos und ein Alkoholiker. Doch Johanna ist ein kluges Mädchen und auch sensibel, bald schon entdeckt sie, dass ihr Talent sie fort von ihrem Leben bringt: das Schreiben. Doch Schreiben ist nicht alles, Johanna will nicht mehr die Person sein, die sie ist, sie erfindet die Kunstfigur: Dolly Wilde, die Musikkritikerin. Johanna muss aber schnell lernen, dass im Leben nicht alles gut gehen kann.
Meinung:
Das Buch hat mich interessiert, da ich Literatur spannend finde, in der Menschen nach ihrem Weg suchen, sodass ich mir dachte, "About a girl" wäre äußerst geeignet dafür. 
Der Einstieg des Buches ist bereits sehr gewagt, der Schreibstil ist kurz gefasst und auf den Punkt gebracht, er wirkt anfangs roh, doch durch die schönen, ironischen Formulierungen der Protagonistin erlangt der Text eine amüsante Ebene. Die Selbstironie macht Johanna anfangs auch sympathisch und greifbar, dies geht jedoch leider im Laufe des Buches verloren. Zu Anfang kennt man Johannas Beweggründe und auch, wenn einiges nicht gerade das Klügste auf der Welt ist, kann man es nachvollziehen. Diese Handlungen werden allerdings im Laufe des Buches surreal, dadurch, dass Johanna offensichtlich keinen Selbstschutz und auch kein Selbstbewusstsein hat, ist ab Mitte des Buches für mich die Grenze des Akzeptablen erreicht worden. 
Die Grundidee gefiel mir dabei gut, vor allem auf die Entwicklung und den Findungsprozess lege ich viel wert, sodass ich große Hoffnung in das Buch gelegt habe, doch ich wurde leider enttäuscht. Das Fazit, das Johanna aus ihren Erlebnissen zieht, ist so offensichtlich und bedauerlicherweise so subtil und primitiv, dass das Buch keine Offenbarung für mich war. Ganz im Gegenteil, ich bin bei der Geschichte mit einem"Ach jetzt schon gemerkt..." raus gegangen. 
Die Figur der Dolly Wilde gefiel mir auch nicht, da sie zu affektiert und nicht authentisch war. Ich möchte keine Bücher lesen über Leute, die sich falsch benehmen, das stößt mich ja bereits in der Realität eher ab. Dadurch kam es dazu, dass Dolly Wilde mich nicht tangiert hat, da sie nicht echt ist und auch nicht echt wirkt. Das Motiv der Maske und der Scharade ist zwar gut gewählt, allerdings nicht gut ausgeführt worden, da dies doch an möglichen / wahrscheinlichen Personen sich anlehnen sollte. Eine Person, die zu artifiziell und dermaßen "krass" dargestellt ist, kann ich nicht einschätzen und an der Stelle habe ich mich als Leser raus geschubst gefühlt. 
Was mich besonders enttäuscht an dem Buch, ist, dass es doch Hoffnung vermitteln sollte, dass Kinder aus sozialschwachen Familien nichts dafür können, in welche Familie sie hinein geboren werden, doch sie können eigenständig entscheiden, zu welchen Personen sie sich entwickeln, dass sie eine Chance haben, auch wenn es beschwerlich ist. Dies war im Buch leider nicht gegeben. 
Ich gebe daher 2 Punkte an All about a girl.