Rezension

Gute Idee, die aber zu viele Fragen offen lässt

Smoke - Dan Vyleta

Smoke
von Dan Vyleta

Bewertet mit 3.5 Sternen

England im 19. Jahrhundert. Es gibt das Phänomen, dass sich jeder böse Gedanke, jede Lüge, jede Sünde in Rauch manifestiert, der von der betreffenden Person abgesondert wird. Besonders in der oberen Gesellschaftsschicht ist das sogenannte "rauchen" verpönt. Deshalb werden Jugendliche auf spezielle Schulen geschickt, in denen ihnen ein gesellschaftsfähiges Denken und Handeln und somit die Kontrolle über den Rauch gelehrt wird. Thomas und Charlie sind Schüler eines solchen Internats. Sie werden streng überwacht, jedes rauchen zieht eine Strafe nach sich. Als sie die Ferien zusammen bei Verwandten verbringen, erfahren sie einige Dinge über den Rauch und die Gesellschaft, die sie ihr bisheriges Weltbild hinterfragen lässt.

Doch die beiden sind nicht die einzigen Charaktere, die man im Buch kennen lernt. Es gibt eine Vielzahl an Personen, über die ein allwissender Erzähler berichtet. Dies erlaubt einen spannenden Rundumblick. Es gibt in diesem Buch auch eine weibliche Protagonistin. Ebenso wie natürlich auch eine Liebesgeschichte vorhanden ist. Zwei junge Männer, ein Mädchen - wie könnte es da keine Dreiecksbeziehung geben? Leider war diese für mich nicht wirklich authentisch.  Auch das Ende in Bezug auf diesen Teil der Geschichte fand ich nicht zufriedenstellend. 

Generell wirft das Ende mehr Fragen auf, als es beantwortet. Das Phänomen wird in keinster Weise aufgeklärt. Auch nach über 600 Seiten, erfährt man weder was der Rauch ist, was es damit auf sich hat, woher er kommt, seit wann es ihn gibt. Am Ende treffen die Protagonisten eine große und folgenschwere Entscheidung, die ich erstens überhaupt nicht nach vollziehen kann und zweitens fehlen mir dort einfach die Auswirkungen, die diese Aktion schlussendlich hatte.  Deshalb hoffe ich sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Die Idee und das Szenario waren sehr interessant. Es war erschreckend, was der Rauch mit den Menschen macht. Wo es auf dem Land noch recht einfach ist, den Rauch zu unterdrücken, kann man sich in Großstädten wie London überhaupt nicht vor dessen Einfluss schützen. Die Stadt verschwindet förmlich im Rauch. Das Böse und die Zwietracht nehmen hier Gestalt an. Man merkt, wie der Rauch einen verändert. Er sät dunkle Gedanken, macht nervös und aggressiv und reduziert die Hemmschwelle. 

Der Autor schreibt sehr ausschweifend und detailreich, was leider auch zu einigen Längen führt. Dies kommt auch daher, dass es derart viele Charaktere gibt, die aber nicht alle unbedingt für den Verlauf der Handlung wichtig wären. 

Das Buch birgt zwar einige Fantasy-Elemente, es ist aber auch eine Art Metapher, die existenzielle Fragen nach Macht und Moral, Wahrheit und Lüge, Gut und Böse thematisiert.