Rezension

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Gute Idee mit sprachlichen Schwächen

Das Geheimnis der Eulerschen Formel - Yoko Ogawa

Das Geheimnis der Eulerschen Formel
von Yoko Ogawa

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Protagonistin kommt als neue Haushälterin zum Professor.
Dieser ist Experte auf dem Gebiet der Zahlentheorie und hatte 1975 einen schweren Autounfall. Seit diesem kann er sich nur an Dinge vor 1975 erinnern und an die Dinge die vor nicht länger als 80min passiert sind, denn exakt nach dieser Zeitspanne verliert er sein Gedächtnis und das 80min Band beginnt von vorne.
Doch die Schönheit der Mathematik existiert noch in seinem Kopf und er ist Willens sie mit seiner Haushälterin zu teilen und sie in die Welt der Zahlen zu begleiten.

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"Das Geheimnis der Eulerschen Formel"
Für einen Mathematiker mag der Titel natürlich ansprechend aber vielleicht auch ein bisschen seltsam klingen, denn Euler hat weit mehr als eine Formel zu Tage gebracht und deshalb ist nicht ganz klar, was denn "die" Eulersche Formel ist. Aber natürlich ist damit die Eulersche Relation in ihrer vereinfachten Form, die Eulersche Identität, gemeint.

Für jemanden der tiefer im Gebiet der Mathematik sind die mathematischen Aspekte dieses Buches vermutlich nicht neu denn es handelt sich größtenteils um Zahlenspielereien mit Primzahlen, Teilern etc.
Dies liegt natürlich mitunter daran, dass der Professor sich auf die Zahlentheorie spezialisiert hat.
Für Laien mögen diese Anekdoten jedoch durchaus interessant sein, denn eine gewisse Magie und Schönheit haben sie allemal, die auch jeder Mathematiker zu schätzen wissen wird.
Die Art wie der Professor über die Mathematik und die Schönheit von Zahlen denkt, gefällt mir wirklich sehr gut und auch sonst ist die Figur des Professors irgendwie liebenswert und niedlich.
Die Haushälterin dagegen gefiel mir weniger. Die Autorin hat versucht durch sie die Sicht eines "einfachen" Menschen zu beschreiben, der in die Welt der Mathematik eintaucht und wollte diese durch die Worte der Haushälterin ehren und aufblühen lassen.
Zumindest kam es mir so vor als würde man es versuchen.
Leider wirkte die Figur auf mich ein bisschen naiv und stumpf. Sie hätte mehr Charakter und Tiefgang gebrauchen können.

Die "Eulersche Formel" die dem Buch seinen Namen gibt, ist nicht so wichtig, wie man vielleicht denken mag. Die Protagonistin entdeckt sie für sich und behält sie als Andenken. Im allgemeinen eine bedeutungsvolle Szene, die weitaus weniger bedeutungsvoll beschrieben ist, da das ganze sehr schnell und fast schon beiläufig passiert.

Man hätte die Formel noch viel tiefer in die Bindung zwischen Haushälterin und Professor einflechten können. Vielleicht kam es auch nur mir so oberflächlich vor weil ich mit der Wortwahl der Autorin nichts anfangen kann, denn diese schwächelte ja in meine Augen auch schon bei der Haushälterin.

Die ganze Geschichte wirkte für mich wenig durchdacht.
Alles läuft viel zu problemlos, sogar das Auffinden einer uralten Baseball Karte gestaltet sich als weniger schwierig als man glauben mag, denn Glück muss der Mensch haben.
Ich hatte außerdem das Gefühl den Satz "Ich konnte sofort spüren, dass etwas nicht in Ordnung war." jedes mal lesen zu müssen, wenn die Haushälterin beim Professor eintraf.
Auch sind hier und da einige unlogische Verknüpfungen in der Handlung, denn es gibt Schilderungen die nicht zu der Eigenart den Professors passen, dass er alles nach 80min wieder vergisst.
Manche der mathematisch-physikalischen Schilderungen sind auch etwas ungenau. Ich meine mich erinnern zu können, dass eine sogar falsch war, da sie in der falschen Einheit angegeben wurde. Kann natürlich ein Flüchtigkeitsfehler sein.

Die Idee hinter dem Buch ist wirklich sehr schön, die Figur des Professors äußerst sympathisch und gelungen und auch die kleinen Zahlenspielereien haben ihren gewissen Zauber, der hoffentlich auch Nicht-Mathematiker davon überzeugt, dass die Mathematik wirklich sehr schöne Aspekte besítzt.
Leider ist die Ausführung der Geschichte nicht ganz so gelungen. Auf mich wirkte alles irgendwie plump und oberflächlich. Man hätte aus der Thematik mehr machen können.

Dennoch sicherlich lesenswert vor allem für diejenigen, die mit Mathematik nicht viel am Hut haben, denn an diese ist das Buch vermutlich eher gerichtet und kann diese Personen vielleicht überzeugen, dass die Mathematik doch einen gewissen Zauber hat.