Gute Idee, spannender Anfang, verworren in der Mitte, unbefriedigendes Ende
Bewertet mit 3 Sternen
Dabei fing es für mich als Leser mit einer guten Idee an und für die Hauptperson Sarah mit einem Schritt in ein neues Leben. Oder was bedeutet es sonst, wenn man sich die hüftlangen Haare zu einer Kurzhaarfrisur schneiden lässt?! Nach sieben Jahren des Wartens auf ihren in Südamerika vermissten Mann will Sarah anscheinend die Hoffnung aufgeben, dass er noch lebt. Doch gerade da teilt ihr das Auswärtige Amt mit, dass Philipp befreit wurde und sich auf dem Weg nach Hause befindet.
Eitel Freude löst das nicht aus, aber es ist verständlich, dass ängstliche Aufregung überwiegt. Und dann wird das Schlimmste wahr: der Mann, der aus dem Flugzeug steigt, ist gar nicht Philipp. Er sieht ihm vage ähnlich, ist kleiner, hat kalte, harte Augen. Er geht mit Sarah nach Hause und nistet sich dort ein. Keiner glaubt ihr, dass das nicht ihr Mann ist und man hält eher sie für verrückt als ihn für einen Lügner und Betrüger.
Ihr Verhalten in dieser prekären Situation halte ich für unrealistisch und widersprüchlich. Allzu viele, in meinen Augen verworrene Gedanken prägen den mittleren Teil. Die Autorin legt verschiedene Spuren aus, die den Leser in diese oder jene Richtung schicken, aber am Ende wird nicht alles aufgelöst und es bleiben Antworten aus.
Die Sprache fand ich anfangs frisch und unverbraucht, aber am Ende störten mich Ausdrücke wie 'Herzchen' zu ihrem kleinen Sohn, der doch ernst genommen werden möchte, oder Sätze wie "Meine Synapsen klacken." (184) – "Entsetzen und ein Hauch Vanille liegen in der Luft." (208). Das sind stilistische Mittel, bei denen MEINE Synapsen kreischen.
Kurz und gut: Dieser Thriller war für mich eine Enttäuschung und ich kann ihn nicht empfehlen. Man sollte sich aber nicht davon abhalten lassen, Melanie Raabes Buch 'Die Falle' zu lesen.