Rezension

Gute Ideen, die leider alle etwas zu kurz kamen

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

Furia Salamandra Faerfax lebt in der Welt der Bücher. Unter dem englischen Landsitz ihrer Familie verbirgt sich eine unendliche Bibliothek voller Wunder. Dort sucht Furia nach einem ganz besonderen Buch, ihrem Seelenbuch. Mit dessen Hilfe will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln und zu einer vollständigen Bibliomantin werden. Aber dann geschehen viele schreckliche Dinge. Ihr Bruder wird entführt und Furia muss um sein Leben kämpfen. Auf ihrem Weg kommt sie nach Libropolis. Eine Stadt der verschwundenen Bücherläden und die Grenze der Nachtrefugien. Dort trifft sie auf Cat, eine Diebin im Exil und Finnian, den Rebellen. Sie ziehen gemeinsam los in den Krieg gegen die Herrscher der Bibliomantik und die Entschreibung aller Bücher.
 

Meinung

Schreibstil

Das Buch ist aus der dritten Perspektive geschrieben. Die meiste Zeit begleiten wir Furia, ab und an gibt es einen Blick zur Lampe und zum Sessel oder zur Antiqua. Es ist ein jugendlicher und stellenweise tiefgründiger Schreibstil der einige schöne Bilder schafft.

Charaktere

Es gab viele, viele Charaktere. Furia, Pip, ihren Vater Tiberius, Isis Nimmernis, Marta Antiqua, Finnian, Cat, Kyriss, Celestian, Severin, Sunderland, Wackford, Pauline, Puck, Ariel, die Umgarnte und ihre Kavaliere und nicht zu vergessen die sprechende Leselampe und den sprechenden Sessel sowie Ypsilonzett.

All diese Charaktere prasseln auf den Leser herein. Leider fehlt es mir bei einigen an Tiefgang. Sie werden zum Teil nur kurz dargestellt, in die Geschichte geworfen und sind halt dann da und dann aber oft auch schnell wieder weg, ohne das wir sie wirklich kennen lernen dürfen. Selbst Furia, als die Hauptprotagonistin bleibt für mich etwas kalt. So richtig konnte ich nicht mit ihr mitfiebern. Stellenweise war sie mir mit ihren 15 Jahren zu Erwachsen dargestellt und zu besserwisserisch und ich konnte ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen.

Lediglich die Lampe, der Sessel und Ypsilonzett haben mich wirklich begeistern können. Sie sind etwas besonderes und frech und lockerten die Geschichte auf. Leider nur viel zu selten. Wobei ich immer noch nicht anders kann, die Lampe und der Sessel haben mich stark an den Kronleuchter und die Uhr aus die Schöne und das Biest erinnert.

Geschichte

Dort draußen war die weite Welt, laut und schrill und tanzend, aber die Faerfax lebten in der Abgeschiedenheit der Cotswolds, in der Stille der Bücher, verborgen vor den Agenten der Akademie. (S. 32

Der erste Teil fing zu nächst sehr magisch an. Ich konnte die Liebe zu den Büchern richtig spüren. Nur, die hat schnell wieder nachgelassen. Es gab sehr viele, fast zu viele Informationen auf engstem Raum und kaum Spannung. Zu Beginn des zweiten Teiles bzw. gegen Ende des ersten Teiles dachte ich dann, jetzt geht es richtig rund. Leider waren immer wieder lange Stellen dabei. Dann aber auch Stellen, die mich als Leser zu schnell durch das Buch jagten. Es gab so viele wundervolle, magische Ideen und Ansätze aber alle waren nur irgendwie in die Geschichte geworfen und sehr kurz angekratzt. Mir hat etwas der Zusammenhang gefehlt, dieses große, runde Ganze, dass alles logisch und sinnvoll erscheinen lässt. Es ist zu viel passiert und irgendwie nichts davon wirklich ausgereift.

Ich hätte mir ein paar weniger Ereignisse und Charaktere gewünscht, die dann aber so richtig in die Tiefe gehen. Leider konnte ich auch manche Handlungen und Ereignisse nicht nachvollziehen, manche Charaktere konnten plötzlich Dinge oder wussten sie, und es war nicht ganz erklärt, warum.

Von Libpropolis hatte ich mir so viel erhofft. Durch den ganzen Marketingrummel im voraus hatte ich eine magsiche, warme Stadt voller Bücherliebender im Sinn und dann ist es so eine grausame und kalt Stadt. Positiv waren aber die Cliffhänger am Ende von vielen Kapiteln, so konnte ich doch immer wieder zum weiterlesen angespornt werden.

Fazit

Ein Buch, das wirklich eine tolle Idee zugrunde liegen hat. Mit vielen guten, magischen und faszinierenden Ansätzen. Stellenweise haben diese mich auch unterhalten und die Leselampe und der Sessel haben es mir angetan. Insgesamt aber eine Geschichte mit etwas zu viel Jagen und gejagt werden, zu viel Mord und Totschlag, zu vielen Ideensträngen und Charakteren. Dadurch kam alles etwas zu kurz und war mir nicht logisch genug. Es war ok, konnte meine Erwartungen leider aber nicht erfüllen. Da ich stellenweise trotzdem unterhalten war und ein paar gute Ansätze dabei waren, gebe ich drei von fünf Sternen.