Rezension

Guter Auftakt

Lügenmauer - Barbara Bierach

Lügenmauer
von Barbara Bierach

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Protestant wird im irischen Sligo ermordet in seinem Haus aufgefunden. Besondere Brisanz erhält die Geschichte, weil es sich hierbei um einen Pfarrer handelt. Wer brachte den Mann um und warum? Hat es was mit der 40 Jahre zurückliegenden Vergewaltigung zu tun mit der das Buch startet, hat ein eifersüchtiger Ehemann den Schwerenöter getötet, oder steckt vielleicht die IRA hinter allem? Immerhin war der protestantische Pfarrer sogar für die britische Armee tätig.  Emma Vaughan leitet die Ermittlungen, die von seiner Sackgasse in die nächste zu geraten scheinen.

Ein typischer Irlandkrimi war dies nun wirklich nicht, aber der Auftakt der „Emma Vaughan“ Reihe hat mir gut gefallen. Die protestantische Ermittlerin finde ich rundum gelungen. Sie hat einen Teenagersohn, ist nach einer brutalen Ehe alleinerziehend und hat zu allem Überfluss mit ihren männlichen Kollegen häufig zu kämpfen. Ihr größtes Problem jedoch ist eine alte Verletzung und ihre daraus resultierende Schmerzmittelsucht. Die Ermittlerin macht sich nichts aus Religion und vertritt recht liberale Ansichten und ist allem zum Trotz eine gute Ermittlerin.  Ihr katholischer Kollege James Quinn ist ebenfalls gut gelungen und tut Emma gut, aber wie gut? Vielleicht wird man das in einem der kommenden Teile erfahren?! Das Duo hat mir richtig gut gefallen und ich würde gerne mehr von den beiden lesen!

Der Fall an sich war spannend und unterhaltsam, mit überraschenden Wendungen insbesondere zum spannenden Ende hin. Selbst wenn man glaubt den Ausgang bereits zu kennen (was in meinem Fall auch stellenweise zutraf), kommt doch immer noch eine Überraschung…Gut gefielen mir die verschiedenen zeitlichen Ebenen, aber leider wird der geübter Krimileser dadurch schnell wissen, was im Groben gespielt wird.

Die Beschreibungen der Landschaft und Gegend waren nicht misslungen, jedoch konnte ich mir das alles nicht so recht vorstellen. „Schlimmer“ jedoch fand ich, dass die geschichtlichen und kulturellen Fakten doch sehr sachbuchmäßig vorgetragen wurden und immer wieder ein wenig den Lesefluss störten. Sie waren jedoch mehrheitlich für das Verständnis wichtig und wenn nicht, dann dienten sie trotzdem häufig der Sache, denn sie offenbarten Scheinheiligkeit  und bigottes Verhalten. Ansonsten war der Schreibstil schön flüssig, gut zu lesen und verständlich, obwohl doch recht viele Personen eine Rolle spielen und man schnell durcheinanderkommen könnte.

Wer sich nicht mit dem Irlandkonflikt und Religion beschäftigen möchte, sollte die Finger von dem Buch lassen, da die Themen recht zentral sind, ansonsten kann ich es  Krimifans aber gerne empfehlen!