Rezension

Guter Auftakt mit einigen Schwächen

Die Königin der Schatten
von Erika Johansen

Bewertet mit 4 Sternen

Kelsea lebt bis zu ihrem neunzehnten Lebensjahr mit ihren Pflegeeltern zusammen in einer abgelegenen Hütte tief im Wald. Doch nun soll sie den Thron des Königreichs Tearling besteigen und über das Land herrschen und so wird Kelsea von den Leibwachen ihrer verstorbenen Mutter zum Königshof eskortiert. Doch nicht alle Menschen sind davon begeistert, dass die junge Kelsea fortan das Land regiert und so ist die Reise zum Thron absolut gefährlich und auch vom Nachbarland Mortmesne wird Kelsea bedroht. Das Land ist in einem absolut katastrophalen Zustand und jeder misstraut jedem.

Ich war zunächst skeptisch, ob ich den Roman wirklich lesen möchte, da ich oft von gehypten Büchern oft enttäuscht werde und sie meinen Ansprüchen nicht standhalten. Ich erwarte von einem Roman einfach mehr als nur eine nette Geschichte. Mittlerweile bin ich absolut froh, dass ich dem Roman eine Chance gegeben habe. 
Ich habe zunächst einen typischen Fantasyroman erwarte und wurde schnell eines Besseren belehrt. Die Welt aus „Die Königin der Schatten“ ist eher eine dystopische, mit zunächst eher wenigen fantastischen Elementen. Vor 300 Jahren fand die große Überfahrt statt. Die Menschen sind mithilfe eines Schiffs von Amerika nach Tearling (und Nachbarländer) umgesiedelt. Dadurch haben die Menschen vieles verloren wie z.B. das Wissen über die Technik, dies hat mich absolut irritiert, da die Menschen nach 300 Jahren immer noch wie im Mittelalter leben und sich nicht weiterentwickelt haben. So ist das Wissen über die vergangene Technik bzw. zu was die Menschen damals imstande waren durchaus vorhanden. So träumt die Bücher verrückte Kelsea z.B. vom Bau einer Druckerpresse. Es gibt zwar nur noch wenige Bücher, aber ich denke nicht, dass nur Romane die Überfahrt überlebt haben. Ich fand es jedoch absolut amüsant, dass Harry Potter oder der Hobbit Relikte einer alten Kultur sind und die Autorin so einen Bezug zu unserer heutigen realen Zeit einbaut.
Der Schreibstil von Erika Johansen ist leicht und flockig, sodass man nur so durch die Seiten fliegen kann. Es gelingt ihr zudem eine wirklich tolle Atmosphäre zu erschaffen, voller Geheimnisse und Spannung. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig bei den Charakteren, sodass vor allem Kelsea sehr detailliert beschrieben wird. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass die Autorin noch etwas mehr auf die Welt des Romans eingeht.

Mir hat es vor allem gut gefallen, dass keine absolut tragische und kitschige Liebesgeschichte vorhanden ist und sich wirklich auf die Geschichte und auf die Figuren fokussiert wird. Insgesamt wirkten die Figuren auf mich authentisch und interessant. Die Pflegeeltern wollten Kelsea zu einer denkenden und nicht oberflächlichen Königin erziehen, sodass sie in ihrer Jugend viel lernen musste und sich stark mit der Geschichte ihres Landes auseinandersetzten musste. Ich fand es jedoch etwas befremdlich, dass Kelsea fernab von anderen Menschen aufwächst, denn wie soll die dadurch eine gewisse Menschenkenntnis erwerben oder Bezug zu ihrem Volk aufzubauen. Sicher, ich verstehe, dass sie aufgrund der Gefahren unentdeckt bleiben musste, doch sie ging mir nach Jahren der Einsamkeit einfach etwas zu offen mit den Gardisten um. Des Weiteren betont Kelsea immer, dass sie nicht oberflächlich sein möchte und beurteilt dennoch Menschen viel zu oft nach ihrem Aussehen und auch die Autorin wird grade am Anfang nicht müde zu betonen, dass Kelsea nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Ich fand es einfach nervig und unangebracht, denn Schönheit ist immer subjektiv und warum muss das Aussehen einer Protagonistin immer so oft erwähnt werden. Zum Glück legt sich dies grade zum Ende des Romans, sodass ihr Aussehen nicht mehr so stark im Vordergrund steht. Abgesehen von diesen Kritikpunkten mochte ich Kelsea wirklich gerne, da sie von vorneherein absolut willensstark ist. Sie sagt, was sie denkt und handelt auch dem entsprechend.

Alles in allem hat „Die Königin der Schatten“ durchaus kleine Schwächen, da mir vor allem Informationen zu der Welt gefehlt haben. Zudem fand ich es grade am Anfang sehr nervig, dass das Aussehen der Protagonisten eine so große Rolle gespielt hat. Dennoch mochte ich vor allem die junge Königin und ich fand es absolut interessant, wie sie ihren Weg geht. Auch die magischen Aspekte, die nach und nach aufgetreten sind, fand ich absolut gelungen. 

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