Rezension

Guter Einstieg

Die Chroniken der Seelenträger - Der Wächter
von E. Snyder

Inhalt: Die 15-jährige Jenny plagen Albträume und starke Kopfschmerzen. Sie weiß nicht weiter, denn keiner weiß so recht, was mit ihr los ist. Sie hat die normalen Probleme einer Jugendlichen, doch als Konrad neu an die Schule kommt, scheint alles einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Sie fühlt sich verfolgt, hat Blackouts und träumt immer öfters von seltsamen Farbnebeln und Übergriffen auf unschuldige Personen. Als sie dann eines Tages wirklich angegriffen wird, bekommt sie endlich Antworten. Was es mit all dem auf sich hat und welch große Verantwortung auf ihren Schultern ruht.

„Der Wächter“ ist der erste Band in den Chroniken der Seelenträger von E. Snyder. Es geht erst recht schleppend los und man wird in Jennys Alltagsleben und ihre Problemchen als Teenager eingeführt. Dabei lernt man sie als selbstbewussten Charakter kennen, der nicht auf den Mund gefallen ist. Sofort wirkt sie sympathisch und authentisch, auch wenn nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird.
In dem Roman wird uns eine vollkommen neue Art von Fantasygestalt präsentiert: Die Seelenträger. Ich hab zuvor noch nie davon gelesen oder auch nur davon gehört, was wahrscheinlich bedeutet, dass der Seelenträger an sich vollkommen der Fantasie der Autorin entspringt ohne sich an bekannte Figuren anzulehnen. Dies war tatsächlich eine schöne und erfrischende Abwechslung zum momentan sehr mit bekannten Gestalten überfluteten Markt. Man liest anfangs begierig jedes Detail, welches man über die Seelenträger erfährt. Aber dann gibt es auch schon ein kleines Problem. Man wird quasi von einer wahren Informationsflut überrollt, was tendenziell nicht grundlegend schlecht ist. Dennoch wirken die Erklärungen und an vielen Stellen zu komplex und da man ja über gar kein Grundwissen über diese Wesen verfügt, ist es doch alles ziemlich viel und ich musste mir manche Sachen mehrmals durchlesen, um sie dann vielleicht zum Schluss trotzdem nicht vollends zu begreifen. Trotz all dem spricht es auch für die Autorin, da sie ihre Fantasiewesen mit solch einer Liebe, Bedacht und Ausgefallenheit gestaltet und geformt hat, sodass dies auf jeden Fall ein großer Pluspunkt ist.

Hin und wieder sind es für meinen Geschmack ein wenig zu viele Nebenfiguren die dem Leser vorgestellt werden, sodass es schwer ist einen Überblick zu behalten, vor allem wenn diese dann wenig später wieder in der Versenkung verschwinden und nur manchmal wieder auftauchen.
Die Charaktere jedoch, die mehr in den Fokus gerückt werden, sind herrlich charakterisiert. Da wäre zum Beispiel Arthur der riesige Krieger, der jedoch warmherzig und liebenswert daher kommt oder Samuel, der kauzige kleine Mann, der vollkommen in seinen Geschichten aufgeht. Auch Konrad ist kein einfach gestrickter Charakter. Er ist in sich gekehrt und verschlossen, selbst am Schluss weiß man als Leser immer noch nicht, was genau es mit seinr Vergangenheit auf sich hat. Manchmal jedoch brechen kleine Momente der Zuneigung durch seine Fassade und man merkt, dass mehr hinter ihm steckt, als man vielleicht zuvor denkt. Auch die Entwicklung, die er bis zum Ende des Romanes durchmacht ist klar erkennbar und nachvollziehbar.
Die Liebesgeschichte wird am Anfang nur sehr still und zögerlich in die Handlung eingebaut, was sehr gut war, später jedoch entwickelte sich diese zu abrupt für meinen Geschmack. Dennoch ist sie wundervoll geschrieben und man fiebert als Leser mit den beiden Charakteren mit, ob sie doch noch allen Hindernissen zum Trotz ihr Glück finden.

E. Snyders Schreibstil ist schlicht und wirkte mir hin und wieder ein wenig zu locker, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich sehr gerne ausgefallene und blumige Schreibstile bevorzuge. Dennoch kann man dem Geschehen gut folgen und es wird stets spannend und detailiert beschrieben, sodass man sehr schnell in einen guten Lesefluss reinkommt und das Buch auch schnell lesen kann.

Schlussendlich kann man sagen, dass „Der Wächter“ ein gutes und solides Debüt der Autorin ist, das den Leser je weiter die Handlung fortschreitet immer mehr fesselt und in seinen Bann zieht. Es gibt ein paar Schwächen, die das Lesevergnügen jedoch nicht mindern. Man sollte sich nicht von dem Cover ablenken lassen, was vielleicht nicht unbedingt ein Augenschmaus ist. Liebevoll gestaltete Charaktere und eine gut durchdachte Handlung machen Lust nach mehr und ich fiebere mit Freude der Fortsetzung entgegen.