Rezension

Guter historischer Roman mit Krimianteilen

Grimms Morde - Tanja Kinkel

Grimms Morde
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 4 Sternen

Kassel nach den napoleonischen Kriegen, die alten Herrscher sind zurück und wollen das Rad der Zeit zurückdrehen. Die vom französischen Statthalter, dem König Jerome, erlassene Verfassung wird wieder abgeschafft, der alte Herrscher regiert wieder "von Gottes Gnaden", Presse- und Meinungsfreiheit gibt es nicht, Spitzel überwachen die Menschen und die Zensur verbietet unerwünschte Veröffentlichungen.

Vor diesem Hintergrund erzählt Tanja Kinkel die Geschichte von zwei Geschwisterpaaren, die wir zwar alle kennen, aber viel wissen darüber eigentlich nur Fachleute: die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm und die Schwestern Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff.

In Kassel wird eine ehemalige Mätresse des verstorbenen Kurfürsten grausam ermordet, man findet bei ihr ein Zitat aus einem der Märchen, die die Grimms gesammelt haben. Aber eigentlich wurde die Geschichte von Annette von Droste geschrieben und den Brüdern als Volksmärchen untergejubelt. Deshalb fühlen sich Annette und ihre Schwester verpflichtet, den Grimms bei der Suche nach dem Mörder zu helfen, zumal sich der Verdacht gegen Jacob richtet.

Kinkel gelingt es sehr gut ein Bild der Zeit zu zeichnen. Die Engstirnigkeit, das für uns heute unsägliche Frauenbild, die strikte Trennung der Stände, die Verpflichtung zur (oft oberflächlichen) Frömmigkeit - das alles wird gut herausgearbeitet. Der Kriminalfall bleibt aber über lange Strecken nur Nebensache.

Doch das Buch ist recht schwierig zu lesen, denn Kinkel bedient sich der sehr umständlichen und detailreichen Sprache den beginnenden 19. Jahrhunderts und verliert sich dabei oft in Einzelheiten. Lange Sätze mit zahlreichen Konjunktiven machen es nicht einfacher.

Ein Buch, das sich nicht leicht erschließt, man kann es nicht mal eben so weglesen, sondern muss konzentriert bei der Sache bleiben. Dann lernt man allerdings viel über eine spannende Zeit und die Protagonisten, von der man viel zu wenig weiß.