Rezension

guter Start - aber dann gehts bergab

All About a Girl
von Caitlin Moran

Bewertet mit 2 Sternen

Das Cover zeigt ein typisches Mädchen im Stile der 90 ger Jahre. Ich bin zwar ebenfalls in dieser Zeit aufgewachsen, aber es hat mich nicht ganz so angesprochen. Ich Buchhandel oder entsprechenden Plattformen hätte es mein Interesse sicherlich nicht geweckt. Die Kurzbeschreibung gibt leider auch nicht viel Preis und so ist dies Buch wohl auf Empfehlungen angewiesen.

Johanna (anfangs 14) wächst in einer Familie auf, die man sofort einer bestimmten Schublade zuordnen würde. 5 Kinder und Dad versucht jedes Jahr aufs Neue das Sozialamt davon zu überzeugen, dass er Invalide ist und dementsprechend nicht arbeiten kann. „Ohne Leute wie mich wäre Schreibtischhengste arbeitslos“ „Wenn man so will, bin ich ihr Arbeitgeber“.

Johanna ist ein ganz normales, sympathisches, vielleicht etwas verrücktes Mädchen, mit normalen Träumen, Ängsten und Bedürfnissen: Sie will reich werden und somit ihre Familie retten!

Jedoch klappt dabei nicht immer alles so, wie sie es sich erträumt hatte….

Meine Meinung zum Buch:

Der Schreibstil ist locker, leicht und lustig! Es gab anfangs  viele witzige Episoden, die mich sehr zum Lachen brachten. Am meisten gelacht habe ich bei der Szene mit den Goths „Kopf hoch Leute, vielleicht fällt der Weltuntergang ja aus“.

Die Betonung liegt allerdings wirklich auf „anfangs“! Mit dem zweiten Teil geht es dann leider kontinuierlich bergab. Erst kann man noch mit Johanne bzw. „Dolly Wilde“ mit fühlen und sich in sie hinein versetzten. Man macht die schwere, unerträglich Zeit, in der sie auf den Brief des Sozialamtes wartet mit ihr gemeinsam durch und fühlt mit ihr diese bedrohliche Angst und Ungewissheit, die in diesem Brief durch den Briefschlitz wehen.

Aber im Lauf der Geschichte geht diese Bindung immer weiter verloren. Das Hauptaugenmerk liegt irgendwann nur noch bei Sex, Drogen und anderen  Themen die absichtlich stark unter die Gürtellinie gehen. Ich hatte manchmal das Gefühl, die Autorin will bewusst provozieren und so skandalträchtig wie möglich schreiben. Aber mal ehrlich: Wer  Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ gelesen hat, ist abgehärtet. Da schockt einen nichts mehr! Da wird dann die ausführliche Beschreibung einer Blasenentzündung eher als lahm und seitenfüllend angesehen, als skandalös. Und nach E.L. James „Shades of Grey“braucht man auch auf die SM Schiene nicht mehr aufspringen zu wollen und hier über den Wachs auf intimen Körperteilen philosophieren…Den Leser von heute lockt da so schnell nichts mehr hinter dem Ofen hervor, wenn nicht eine gute Geschichte dahinter steckt – und da kommen wir zum großen Problem dieses Buches: Es gibt keine – oder sie ist mit entgangen!

Ich saß nach dem Lesen lange mit dem Buch in der Hand einfach nur da und hab überlegt, was mir diese Geschichte sagen will. Was ist die Idee dahinter? Worin liegt der Kern? Mir ist leider nichts eingefallen – Schade!

Die Autorin hat eindeutig bewiesen, dass sie schreiben kann und sollte dies auch auf keinen Fall aufgeben. So wie das Buch beginnt, hätte es auch enden können – locker und frisch! Doch leider hat man das Gefühl, dieses Buch wurde geschrieben, wie ich Sport mache…Anfangs mit Elan, dann versiegt langsam die Kraft und am Ende will man mit aller Macht nur noch ins Ziel kommen – Koste es, was es wolle. Der Preis ist hier nun leider das Abspringen der Leser, die keine Motivation mehr haben, weitere Bücher zu lesen, weil man auch etwas anderes mit seiner wertvollen Freizeit anstellen kann.