Rezension

Guter zweiter Teil

Das Feuerzeichen - Rebellion - Francesca Haig

Das Feuerzeichen - Rebellion
von Francesca Haig

Nach dem ersten Band war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung von Das Feuerzeichen. Nun ist Rebellion bei heyne>fliegt mit 480 Seiten erschienen.

Eine Welt, in der Zwillinge auf Leben und Tod verbunden sind und gerade dadurch zu Feinden werden. Im ersten Band hat Cass entdeckt, dass ihr Bruder Zack plant, alle Omegas in Tanks zu stecken. Cass wird immer mehr von Vision geplagt. Sie sieht Kip im Tank schweben und regelmäßig wecken die Bilder der Explosion sie auf. Gemeinsam mit Zoe und Piper sucht sie Hilfe bei Sally, einer alten Omega, die die Zwillinge großgezogen hat. Gemeinsam schließen sie sich wieder dem Wiederstand an und nehmen mit einem unliebsamen Verbündeten New Hobart ein. Doch für viele Omegas kommt die Hilfe zu spät und was ist schon eine Stadt gegen ein ganzes Land? Ihre einzige Hoffnung ist die Arche, ein Überbleibsel der Vorzeit, das einiges über die Vergangenheit verrät und dabei die Zukunft entscheidend mitprägt.

Die Geschichte legt sich nahtlos an den Vorgänger an. Cass Trauer über Kips Tod ist quasi omnipräsent. Dadurch wird sie gleichzeitig gehemmt und motiviert, ein kontrapunktgleiches Motiv. Auch die Angst vor der Explosion ist allgegenwärtig, noch verstärkt durch einen anderen Seher, der bereits das Stadium des Wahnsinns erreicht hat. Diese neue Bedrohung wird für Cass durch Zoe verstärkt, die offen zeigt, wie sehr sie den schwankenden Geisteszustand der Seherin überwacht.

Cass als Charakter ist darum auch nicht einfach. Sie ist sich manchmal ihrer Sache so sicher und zieht den Leser als Erzählerin mit, nur um dann zu erkennen, dass sie ziemlich danebengelegen hat. So baut sich immer wieder ein Spannungsbogen auf, der dann in entgegengesetzte Richtung aufgelöst wird. Manche Beweggründe sind dabei nicht ganz nach zu vollziehen und tatsächlich hat sich hier am Ende ein kleiner, marginaler Handlungsfehler eingeschlichen, der für den Verlauf der Geschichte unwichtig ist, dem aufmerksamen Leser aber nicht verborgen bleibt.

Grundthema des Buches ist dabei die Suche nach Hoffnung selbst, die Cass im Grunde bereits abgeschrieben hat. Dabei werden einige Fragen gerade im Bezug zum „Vorher“ beantwortet, und die Geschichte nimmt dadurch erschreckendere aber auch realere Züge an. Die Dystopie wird zur waschechten Zukunftsvision.

Gelungen ist, dass Cass sich nicht gleich in eine Beziehung mit Piper stürzt, obwohl der offensichtlich Gefühle für sie hegt, sondern ihrer Trauer für Kip Raum lässt. So bleibt auch Platz für die Entwicklung von Cass selbst und der Nebenfiguren, ohne die Belastung einer Liebesbeziehung. Interessant ist auch, dass durch Zoes Geschichte neue Definitionen für Liebe geliefert werden und der Horizont der verklemmten Alphas erweitert wird.

Der Stil ist gut und flüssig, kleine Hänger bleiben und manche Logik erschließt sich mir einfach nicht. Schon allein die Prämisse, jemanden, dessen Wohlergehen sich quasi 1:1 auf mein eigenes auswirkt, schlecht zu behandeln, auszubeuten und von vernünftigen Lebensbedingungen fernzuhalten, ist in meinen Augen einfach nicht glaubhaft.

Im Ganzen hat mir das Buch dennoch ganz gut gefallen, wenn auch weniger gut, als die starke Erzählung des ersten Teils.