Rezension

Gutes Buch, insb. für Einsteiger.

Ist öko immer gut? - Ann-Kristin Mull

Ist öko immer gut?
von Ann-Kristin Mull

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch hat bei mir eine eher zwiegespaltene Meinung hinterlassen. Es gibt also Höhen und Tiefen.

Das Buch liefert 16 Interviews mit 16 Spezialisten auf ihren jeweiligen Gebieten, nach Themen zusammengefasst wie „Leben und Kaufen“, „Abfall und Abwasser“, „Geld und Mensch“, „Urlaub und Verkehr“, usw.

Jede(r) Interviewte beantwortet als erstes die Fragen: „Wie kann man als Einzelner die Welt besser machen? Und wie können wir sicher sein, dass es wirklich gut ist, was wir tun?“

Die Antworten fallen mitunter sehr unterschiedlich aus, z. B. Der eine sagt, man kann als einzelne Person vergleichsweise wenig tun/wenig erreichen, der andere sagt, man könne ja so viel machen, das kumuliert sich dann.

Je nachdem, wie fit man im Thema ist, kann man an manchen Ausführungen auch sein A-ha Erlebnis haben.  Manches lässt aufhorchen. Manches hat man vllt geahnt und liest die Bestätigung dessen in diesem Buch.

Mein Problem waren u.a. die fehlenden Quellenangaben. Wenn z.B. Prof. Dr. Ulf Schrader, Leiter des Fachgebietes Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum an der TU Berlin sagt: „Im konventionellen Lebensmittelhandel wird Bio oft nur nach dem Mindeststandard der EU-Ökoverordnung angeboten und auch auf weitere ökologisch relevante Aspekte wie Regionalität wird vielfach weniger geachtet.“S. 24, oder auch: „In Deutschland, wo im Durchschnitt gerade mal zehn Prozent des privaten Haushaltsbudgets für Nahrungsmittel ausgegeben werden, gibt es da noch viel Entwicklungspotential.“ S. 24, oder wenn Prof. Dr. med. Hans Hauner, Inhaber des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin an der TU München sagt: „Viele Menschen ernähren sich heute… bewusst eiweißreich. Das ist nicht unbedenklich, weil immer mehr Studien darauf hinweisen, dass eine eiweißreiche Ernährung möglicherweise Wohlstandskrankheiten wie Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und bestimmte Krebsarten fördert.“ S. 32, neigt man dazu, dem auch Glauben zu schenken. Mir fehlen aber trotzdem die Quellennachweise. Diese gibt es in diesem Buch kaum. An den Stellen, an denen sie mich besonders interessiert hätten, wie auch bei o.g., gar nicht.

Manche Themen sind inhaltlich zu oberflächlich behandelt worden, z.B. das Thema Überfischung. Manches Thema/Info wiederholt sich vom Interview zu Interview, wie der Urlaub auf Mallorca, der gar keine gute CO2 Bilanz hat, wie die Plastiktüten in den Geschäften, die es mittlerweile nicht gibt.

Manche Aussage wirkte schlicht naiv, manche kam mir esoterisch angehaucht vor: Sie werden ja spüren, wenn Sie das Richtige tun. Das gab es an zwei Stellen.

Andere Interviews sind doch reichhaltiger und interessanter, tiefgehender. Aber „wissenschaftlich fundiert“, wie die Herausgeberin ihr Werk im Vorwort bezeichnet, ist es wohl kaum.

Oft kamen mir die Antworten sehr politisch korrekt vor, mir war, dass manche Interviewten so wenig wie möglich bei den Mächtigen anecken wollten.

Sehr interessant fand ich den Beitrag von Thomas Campbell (Physiker, Bewusstseinforscher). Vllt wirkt er auf Otto-Normalverbraucher recht apart oder abgehoben in seinen Ansichten, aber er vertritt eine ganz andere Sicht der Dinge. Vllt sollte man gerade an der Stelle bei der Problemlösung ansetzen. Eine Bereicherung, seine Meinung kennenzulernen. Dieses Interview habe ich ausführlicher gewünscht.

Es gibt einige Links im Text, wo man z.B. Apps herunterladen kann, wenn man ermitteln will, ob ein Produkt als nachhaltig gilt oder anschauen möchte, welche Konsumentenentscheidungen welche CO2 Bilanz haben uvm. Am Ende des Buches gibt es eine kurze Zusammenfassung, Energiespartipps, die einem sehr bekannt vorkommen, wenn man sich bereits mit dem Thema befasst hat. Es gibt 1 Seite, die Eiweißbedarf beschreibt, anschl. 2 Seiten zum Herausschneiden „Obst und Gemüse aus Deutschland: Saisonkalender“. Darin wird unterscheiden zw. sehr geringer Klimabelastung (Freilandanbau) und mittlerer Belastung (Lager oder in Gewächshäusern mit keiner oder geringerer Beheizung). Weiter sind 11 zertifizierte Hilfsorganisationen mit Spendersiegel aufgeführt worden, z.B. Unicef, Oxfam, Dt. Rotes Kreuz, etc. Auch sind einige wohlbekannte geprüfte Siegel für Bio, Öko-Produktion wie demeter, Bioland, EU Ecolabel in monochromer Ausführung dabei und zum Schluss paar Buchtipps.

Das Buch lässt sich recht leicht lesen, somit ist es ideal für die Leser, die sich wenig bis gar nicht mit dem Thema befasst haben. Für Einsteiger auf dem Gebiet, Schüler bei ihren Hausarbeiten ist das Buch eine gute Adresse.