Rezension

Gutes Thema, aber wenig daraus gemacht

Kuckucksnest - Hera Lind

Kuckucksnest
von Hera Lind

Bewertet mit 2 Sternen

Senta und Sonja, eineiige Zwillingsschwestern, erfahren gleichzeitig, dass sie unfruchtbar sind. Da aber bei beiden der Kinderwunsch übermächtig ist, entschliessen sie sich, gemeinsam mit ihren Männern, Markus und Paul, zu adoptieren. Sie durchlaufen die Adoptionsverfahren und bekommen schon bald ihre ersten Kinder, denen bald schon die zweiten folgen. Beide Paare beschliessen, sich in einem kleinen Dorf gemeinsam in einem grossen Haus zusammen niederzulassen.  Als sich Senta und Markus in jeweils andere Partner verlieben, trennen sie sich, bleiben aber, wegen der Kinder, verbunden. Senta kommt mit Steffen, ihrer "Affäre" zusammen und sie adoptieren noch weitere zwei Kinder, während Sonja und Paul insgesant sechs Kinder adoptieren. Alle Kinder haben traumatische Erfahrungen hinter sich, kommen aus verschiedenen Kulturen und Biographien. So wurde eines in einer Babyklappe abgelegt, eines hatte alkohol- und drogenabhängige Eltern, zwei Geschwistermädchen wurden von ihrer Mutter ganz einfach in der Wohnung zurückgelassen, als diese zu einem Mann in den Iran reiste. Erzählt wird die Geschichte dieser "Grossfamilie" über den Zeitraum von 1992 bis 2016.

 

Eigentlich ein spannendes Thema, aber die Autorin hätte mehr daraus machen können. Ein Grossteil des Buches hatte ich den Eindruck, bei aller "Mutterliebe" kam es mir vor wie "Kindersammeln". Kaum war ein Kind einigermaßen in die Familie integriert, tauchte der Wunsch nach dem nächsten auf. Und alles began wieder von vorne, die Gespräche mit den Jugendamtsdamen etc. Teilweise wars ein bisschen wie "Und täglich grüsst das Murmeltier".

Erst im letzten Drittel tauchte das auf, was ich eigentlich im vorherigen Grossteil des Buch vermisst habe: wie läuft eigentlich der Alltag ? Wie werden die auftauchenden Probleme gemeistert ? Und so wie im Grossteil des Buches kettengliedartig aneinandergereiht die Adoptionen "abgearbeitet" wurden, so wurden eben im letzten Drittel die Probleme, die so schien es, plötzlich und schlagartig bei nahezu allen Kindern auftauchten, ebenso wie Perlen entlang einer Kette angeschaut und angegangen.

Natürlich hat das Buch seine berührenden Momente, seine lustigen Situationsschilderungen, sein, teilweise durchaus interessantes, Personal, aber das Thema wurde eher in der Breite als in die Tiefe behandelt. Schade eigentlich.