Rezension

Habe mehr erwartet

Helvetia Vegetaria - Carlo Bernasconi, Juliette Chrétien

Helvetia Vegetaria
von Carlo Bernasconi Juliette Chrétien

Immer mehr Menschen werden zu Vegetariern und ich merke, dass auch ich immer öfters keine Lust auf Fleisch habe. Richtige Vegetarierin werde ich vermutlich nie, dafür gibt es einfach zu viele Lebensmittel, auf die ich nicht verzichten möchte, aber vegetarische Tage finde ich toll. Als Inspirationsquelle habe ich mir nun Helvetia Vegetaria besorgt, ein Kochbuch voller vegetarischer Rezepte aus der Schweiz.

Allerdings ist mir recht schnell aufgefallen, dass Helvetia Vegetaria nichts für die tägliche Küche ist, zumindest nicht, wenn man die minimalistischen Fotos betrachtet. Ein einzelnes auf einer Seite des Tellers platziertes Käsesoufflé ohne Beilage, ohne Dekoration, ohne irgendetwas? Tatsächlich ist auf diesem Foto nichts weiter außer einem grauen Untergrund, einem schwarzen Teller und einem (unförmigen) Käsesoufflé. Nicht gerade das, was mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Und so minimalistisch sind eigentlich alle Fotos gestaltet. Helvetia Vegetaria ist definitiv kein Kochbuch, bei dem ich beim Durchblättern Lust zum Kochen bekomme. Hier muss man schon genau wissen, wonach man sucht, und die Fotos außen vor lassen.

Aufgeteilt sind die Rezepte in diesem Fall zunächst einmal geographisch und erst dann nach Gang. Eine originelle Idee, die das Stöbern im Buch allerdings erschwert. Rezepte aus der Westschweiz sind etwa Chalet-Suppe oder Tomatenfondue, aus der Nordwestschweiz kommen Gerichte wie Krautstiel mit Kümmel un Safran oder Kirschkuchen, in der Mitte der Schweiz finden sich Rezepte wie Dörrbohnensalat, Bäits Chruutstielbrot oder Funggi. In der Zentralschweiz isst man Luzerner Kräuterrahmsuppe, Ofeturli oder Süßmostcreme, im Osten Spargel-Mangold-Pastete, Zwiebelwähe oder Weinkekse, im Südosten Zigersuppe, Älplermagroonä oder Cholermues und im Süden Brotsuppe, Buchweizenspätzli mit Gemüse und Kastanienfladen.

Auf den ersten Blick hat mich kein einziges dieser Rezepte sofort angesprochen, aber das liegt vermutlich ebenfalls an den Foodfotos, die bei mir einfach keinen Appetit wecken und die Fotos sind für mich beim Kochbuch nun einmal mit das Wichtigste. Wenn ich das Buch noch zwei- oder dreimal durchblätter, ist bestimmt die eine oder andere Suppe und das eine oder andere Dessert dabei, das ich einmal nachkochen werde. Vielleicht aber auch nicht.

Vielleicht muss man ein großer Schweizfan sein, um dieses Buch zu schätzen zu wissen. Vielleicht muss man dort mal gelebt haben oder die Schweiz lange Zeit bereist haben. Vielleicht bin ich auch einfach nicht der Typ, der auf minimalistische Foodfotografie steht. Vielleicht habe ich einfach etwas anderes erwartet. Meinen Geschmack trifft es - vor allem optisch - jedenfalls nicht und bei dem Preis habe ich leider mehr erwartet.

(c) Books and Biscuit