Rezension

Hält nicht, was das Cover verspricht

Friesenherzen und Winterzauber - Tanja Janz

Friesenherzen und Winterzauber
von Tanja Janz

Bewertet mit 3 Sternen

Dieser Roman weckte mein Interesse durch das wirklich bezaubernde Cover. Eine Liebesgeschichte in winterlicher Gemütlichkeit an der Nordsee, das schien genau der Lesestoff für kuschelige Abende auf der Couch zu sein. 
Ellen, die Heldin der Geschichte, ist eine erfolgreiche Krimiautorin, die vom Verlag gebeten wird, einen Liebesroman zu schreiben. Zur Inspiration und auch, um sich über ihre Beziehung zu Laurits klar zu werden, fährt sie nach St. Peter-Ording, wo ihre Mutter und deren beste Freundin kuren. In der Teeladenbesitzerin Martina findet Ellen sofort eine neue Freundin, einem verwitterten alten Briefkasten am Leuchtturm vertraut sie als "Silbermöwe" ihre aufgeschriebenen Gedanken an und erhält tatsächlich Antwort vom geheimnisvollen "Leuchtturmwärter". Das alles klingt sehr romantisch und trotzdem konnte mich die Geschichte nicht packen. 
Zunächst einmal ist da Ellen, mit der ich nicht warm wurde. Die Mittdreißigerin erinnerte mich in ihren Gedankengängen, die sie ständig wiederholen durfte, eher an einen unreifen Teenager. Kaum sieht ein Mann halbwegs gut aus, spielt sie im Geiste durch, ob er als potentieller Partner in Frage kommt und überlegt, wie sie am besten an ihn herankommt. Dabei ist ihre Beziehung zu Laurits noch gar nicht beendet, sie selbst hat sich nur eine Auszeit genommen, nachdem sie Laurits ziemlich überfallen hatte und er nicht gleich Hurra schrie. So passen für mich Ellens Gedanken und ihre Zeilen, die sie dem Leuchtturmwärter schreibt, überhaupt nicht zusammen. 
Dass die Geschichte in der Adventszeit spielt, erfahren wir erst nach etlichen Seiten und eher nebenbei. Viel verschenkte Atmosphäre, finde ich. Das vom Cover des Buches verheißene kuschelige Wohlgefühl konnte ich beim Lesen nicht finden. Das Happy End kam viel zu konstruiert und unlogisch daher. Es wiederholten sich nicht nur ständig Ellens Gedanken, auch die Wortwahl ist recht einfach und voller Wiederholungen. Wenn bei dem nächtlichen Unfall das Wort "Schneewehe" noch einmal mehr aufgetaucht wäre, hätte ich wahrscheinlich laut geschrien. Fehlende Logik fiel mir mehrfach auf: Wer jedes Jahr nach St. Peter kommt, weiß nicht, wo man hier gut frühstücken kann? Wie können Kunden "jedes Jahr" zur  Weihnachtszeit die gleichen Fragen stellen und die Besitzerin daraus "irgendwann" Schlussfolgerungen ziehen, wenn es den Laden erst seit eineinhalb Jahren gibt? Und ein ansonsten ungenutzter Raum oben im alten Leuchtturm müsste bei einem Schneesturm doch Minusgrade haben, oder? usw.
Es gab auch Stellen, die mir sehr gut gefallen haben, wo das mögliche, aber verschenkte, Potential dieses Buches sichtbar wurde. So zum Beispiel bei der ersten Beschreibung des Teeladens, oder als der Buchhändler begeistert von seiner Arbeit spricht und auch das Labskausessen. 
Fazit: Das Buch hält leider nicht, was das Cover verspricht. 3***