Rezension

Hält nicht, was der Klappentext verspricht

Cursed. Unendliche Verdammnis - Alia Cruz

Cursed. Unendliche Verdammnis
von Alia Cruz

Ursprünglich veröffentlicht auf Books on Fire
http://www.booksonfire.de/2018/01/rezi-cursed-unendliche-verdammnis.html

Zitat
    "Ein Lord, der einfach durchs Fenster einsteigt?"
    "Ich war eigentlich nicht der Erbe des Titels."
    - Kapitel 2.

Meine Meinung
Als ich den Klappentext gelesen habe, habe ich gedacht, dass das Buch eigetlich genau etwas für mich sein müsste. Schon länger hatte ich keine Urban Fantasy mehr gelesen, aber ich war einst ein großer Fan des Genres, und mit geschichtlichem Hintergrund bekommt man mich eigentlich immer rum. Man mische dann noch ein wenig Adel dazu und ich kralle mir das Buch.

Entgegen meiner Erwartungen machten die Rückblenden allerdings nur etwa 10-15% des Buches aus, was ich sehr schade finde, wird doch schon ein wenig mit Brandyns Leben im Klappentext geworben. Stattdessen wird seine Lebensgeschichte beziehungsweise die Geschichte, wie er zu einem Savage wurde, relativ schnell in einem Kapitel abgearbeitet. Hier hätte ich mir regelmäßigere Rückblenden, die langsam einen Spannungsbogen aufbauen, besser vorstellen können, anstatt es dann in einem Kapitel so liebevoll serviert zu bekommen, wie es Schulköchinnen immer mit breiartigen Speisen in US-amerikanischen Serien und Filmen tun.

Zara war mir zwar irgendwie sympathisch, aber abgesehen von ihrer, aus eigener Sicht, nicht perfekten Figur, fällt mir keine wirkliche Kante an ihr ein. Irgendwie war sie mir zu perfekt um wahr zu sein. Brandyn hingegen hatte wenigstens eine interessante Vergangenheit und fühlte sich auch davon geplagt, aber in der Darstellung dessen wäre mehr drin gewesen als sein andauerndes "Ich muss mich von dir fernhalten".

Bei den Nebencharakteren können wir übrigens mal wieder ein paar Jugendbuchklischees abhaken. Etwas verrückte Freundin. Check. Alternative und von anderen als merkwürdig betrachtete Mutterfigur. Check. Der Einzige, der nicht ganz hineinpasst, ist Oli. Allerdings bleibt er insgesamt etwas blass als Charakter und dient mehr als nettes Accessoire. Ich behaupte mal würde man ihn streichen, müsste man eigentlich nur eine einzige Stelle im Buch leicht verändern und die Geschichte bliebe im Wesentlichen gleich.

Und damit kommen wir schon zum nächsten Problem des Buches: Zu viele Nebenstories. Während die Geschichte rundum die Oberdachlosenmorde sich noch an mehreren Stellen mit der Hauptgeschichte schneidet, wird Zaras Stammbaum nur kurz angerissen und dann, wann immer gerade passend, kurz eingeworfen als Erklärung. Auch hier sehe ich verschenktes Potenzial. Die dritte Geschichte hat mit Oli zu tun und, wie schon gesagt, würde man diese rausstreichen, würde der Leser, in meinen Augen, nichts vermissen.

Nun habe ich so viel kritisiert und dennoch wurde ich relativ gut unterhalten von dem Buch. Der Schreibstil ist locker und modern, wobei sich Zaras und Brandyns Sichtweisen immer wieder im Kapitel abwechseln. Auch der Humor gefiel mir an den meisten Stellen. Manchmal war er etwas zu gewollt, aber oftmals musste ich schon ein wenig schmunzeln.

Fazit
"Cursed - Unendliche Verdammnis" ist ein Einzelband mit einer interessanten Grundmythologie, doch leider schafft es das Buch nicht diese auch zu nutzen. Zu viele, teils nahezu irrelevante, Nebengeschichten lenken vom Wesentlichen ab. Leider kann auch der witzige Schreibstil nicht von den blassen, stereotypischen Charakteren ablenken. Wer eine schnelllebige Geschichte für zwischendurch möchte, ist sicherlich richtig bedient. Für Leser, die aufgrund des Klappentexts, eine tiefgründige Geschichte zwischen zwei nicht perfekten Personen mit einem teilweise historischen Setting erwartet haben, werden wohl allerdings enttäuscht werden.