Rezension

Hässlich aber oho!

Nicht jeder kann ein Kätzchen sein - Mario Ludwig

Nicht jeder kann ein Kätzchen sein
von Mario Ludwig

Bewertet mit 4 Sternen

»Ihre unglaubliche Überlebensfähigkeit verdanken Bärtierchen einer genialen und im Tierreich einzigartigen Fähigkeit. Wenn sich ihre Umweltbedingungen verschlechtern, lassen sie sich einfach in den sogenannten Kryptobiosezustand fallen. Eine Art Extrem-Winterschlaf oder, wenn man so will, »Tod light«. … In diesem Zustand können Bärtierchen bis zu dreißig Jahre unbeschadet überdauern. Sobald sich die Umweltverhältnisse zum Besseren wenden, erwachen die skurrilen Tierchen innerhalb von fünf Minuten aus der Trockenstarre und sind … sofort wieder stoffwechsel- und sogar fortpflanzungsfähig und nehmen aktiv am Leben teil.«

Mario Ludwig, ein bekannter Autor von Natur- und Tierbüchern, stellt in diesem Buch die Tiere in den Fokus, die üblicherweise nicht als Lieblingstiere genannt werden, Tiere, die nicht flauschig und süß sind, sondern hässlich. Die nicht majestätisch oder beeindruckend wirken, sondern eher unscheinbar daherkommen. Und die trotzdem in sehr vielen Punkten eindeutig die Nase vorn haben.

 

Unterteilt nach Lebensräumen werden die unansehnlichen Vertreter der Tierwelt vorgestellt, samt ihrer besonderen Fähigkeiten. Ganz ehrlich: Ich bin aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Ein paar Beispiele:

Wer sich wie ich schon häufig darüber geärgert hat, dass kalte Finger im Winter die Arbeit erschweren, wird das Fingertier beneiden, das in der Lage ist, seinen Mittelfinger um 6° Celsius aufzuheizen, um ihn beweglicher und sensibler zu machen.

Der Nacktmull ist wirklich kein hübsches Tier, aber völlig schmerzunempfindlich. Außerdem altert er kaum und kann niemals im Leben Krebs bekommen. Da könnte man doch schon mal seine Prioritäten überdenken, nicht wahr?

Und die Mähnenratte sichert ihre Existenz mit hochgiftigen Haaren und einem äußerst stabilen Schädel samt extrem dicker Haut. Sollte der König der Tiere unvorsichtigerweise einen Biss wagen, stört das die Mähnenratte überhaupt nicht, den Löwen aber dafür umso mehr.

 

Aber am Rande: Auch was hässlich ist, liegt im Auge des Betrachters. Ich käme jedenfalls bei vielen hier genannten Tieren nicht auf den Gedanken, sie hässlich zu nennen. Seekühe zum Beispiel, oder Erdferkel. Bei einigen Tieren gab es leider keine Abbildungen, was ich sehr bedauert habe. Jeder weiß, wie ein Krokodil aussieht, da hätte es nicht unbedingt ein Bild gebraucht. Einen Bombardierkäfer jedoch erkennen sicher nur wenige, hier fehlte das Bild sehr. Und ein Kapitel mit „Das hässlichste Tier der Welt“ zu überschreiben und dann kein Bild zu bringen, passt für mich nicht zusammen.

 

Fazit: Hässlich aber erfolgreich, dieses Buch lässt einen nur noch staunen! Sehr unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, nur ein paar Bilder mehr noch wären schön gewesen.