Rezension

Hätte noch etwas spannender sein können ...

Das Küstengrab
von Eric Berg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Geschichte
Lea ist inzwischen ca. 40 Jahre alt und sie hatte vor vier Monaten einen schweren Autounfall, bei dem ihre Schwester tödlich verunglückte. Leider leidet sie seit dem Schicksalsschlag an partieller Amnesie. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus beschließt sie, den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Sie reist in ihr Heimatdorf, um herauszufinden, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Zu ihrer Schwester hatte sie nämlich eigentlich seit Jahrzehnten keinen persönlichen Kontakt mehr.
Vor Ort wird sie zwiespältig aufgenommen von den ehemaligen Jugendfreunden, die fast noch alle im Ort wohnen. Manche scheinen sich zu freuen, andere begegnen ihr mit deutlicher Ablehnung. Und über allem schwebt der Geist von Julian, ihrer Jugendliebe. Er ist damals mit 18 Jahren spurlos verschwunden und sein Vater hat die Suche nie aufgegeben.

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Eric Berg gefällt mir sehr gut, er beschreibt seine Charaktere und Schauplätze sehr ausführlich. Er haucht allem echtes Leben ein, nichts bleibt oberflächlich. Das Miteinander (oder Gegeneinander) in so einem kleinen Dorf wird authentisch geschildert.
Die meisten Figuren fand ich nicht so sympathisch, obwohl niemand nur einseitig als “gut” oder “böse” dargestellt wird, sondern immer gut erläutert wurde, wie es dazu kommen konnte, dass jemand sich so entwickeln konnte.
Es gibt auch kaum Personen in der Geschichte, die “normal” bzw. unspektakulär wären, irgendwie schleppt jeder eine Menge Probleme vielfältigster Art mit sich herum, ob das Alkoholsucht, andere Süchte, tödliche Allergien, Erfolglosigkeit oder ein schwieriges Familienumfeld sind. Mein Lieblingsprotagonist ist eher eine Nebenfigur: der Altenpfleger von Julians Vater.

Was ich ja eigentlich als echt positiv empfunden hatte, war gleichzeitig leider auch ein kleines Problem: der ausführliche Schreibstil. Einerseits ist es wirklich toll, wenn der Autor so eine lebendige Atmosphäre schafft mit vielen Details, andererseits erwarte ich bei einem Kriminalroman mehr Spannung. Und die wollte bei mir nicht so richtig aufkommen, weil sich durch die ausführlichen Erläuterungen manches etwas in die Länge gezogen anfühlte. Eine gekürzte Hörbuchfassung könnte da genau die richtige Lösung sein.

Am Ende kommt dann noch Spannung auf und immer wenn man denkt, das ist jetzt die Lösung, setzt der Autor noch eine überraschende Wendung drauf. Insgesamt war es mir ein klein wenig zu viel am Schluss und ich fand es auch etwas unglaubwürdig.

Fazit:
Der Erzählstil war mir etwas zu detailreich, so dass lange Zeit kaum Spannung aufkam. Ein eher ruhiger Krimi.