Rezension

Hannas Geschichte

Die Jasminschwestern - Corina Bomann

Die Jasminschwestern
von Corina Bomann

Bewertet mit 4 Sternen

Im Gegensatz zu den meisten anderen Rezensentinnen bin ich kein großer Fan von Corina Bomann. Ich habe zwei Bücher von ihr gelesen, von denen ich eins mittelmäßig und das andere grauenhaft fand. Warum ich es trotzdem immer wieder mit ihren Büchern versuche? Weil sie gute Ideen hat und mich der Anfang ihrer Bücher jedes Mal packt und ich jedes Mal hoffe, dass sie diesmal bis zum Ende mit der Handlung durchhält. Und ich muss sagen: mit den "Jasminschwestern" hat sie es geschafft!

Melanie stammt aus einer Familie mit starken Frauen. Ihre Urgroßmutter Hanna kommt ursprünglich aus Vietnam und hat dort auch nach dem Vietnamkrieg eine Stofffabrik mit Näherei aufgebaut, um mittellosen Frauen zu helfen. Melanies Großmutter Marie hatte früher in Paris ein bekanntes Geschäft für Hüte und ihre Mutter Elena hat ein Modegeschäft. Melanie selbst ist Modefotografin und reist in der ganzen Welt herum. Die Konstanten in ihrem Leben sind Hanna, Marie und Elena sowie ihr Verlobter Robert. Dann hat Robert einen Autounfall und fällt ins Koma. Nach drei Monaten Warten am Krankenbett bricht Melanie zusammen und ihre Mutter rät ihr, ein paar Tage bei Hanna und Marie zu verbringen. Zur Ablenkung schlägt Hanna Melanie vor, den Dachboden aufzuräumen, wo viele Kisten mit Dingen aus Vietnam liegen. Außerdem hat Hanna vor, Melanie aus ihrem Leben zu erzählen, da sie ihr auch einige Dinge vererben will…

Eigentlich wird in dem Buch Hannas Geschichte erzählt, von ihrer Kindheit in Vietnam, wie sie in den 20er Jahren unter abenteuerlichen Umständen nach Deutschland gekommen ist, schließlich in Frankreich geheiratet und eine Tochter bekommen hat und in den 70er Jahren zum ersten Mal wieder nach Saigon zurückgekehrt ist. Hanna zeigt Melanie Fotos, Kleiderstücke und kleine Andenken, die mit ihrer Vergangenheit zu tun haben, und die beiden suchen Orte in Berlin auf, die für Hanna wichtig waren.

Hannas Geschichte ist sehr schön und lebendig erzählt und ich musste immer weiterlesen. Zum Ende schwächelt das Buch etwas, da die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1975 gar nicht erwähnt und Hannas erster Besuch in Vietnam viel zu schnell abgehandelt wird.

Hanna ist eine interessante Frau, aber von Melanie bleibt nicht viel in Erinnerung. Sie bleibt farblos und ihre Geschichte uninteressant. Anscheinend soll sie nur für die Rahmenhandlung sorgen.

Hannas Geschichte hat mir gut gefallen, alles ist sehr bildhaft beschrieben und es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Vielleicht schafft es Frau Bomann ja beim nächsten Buch ganz bis zum Ende durchzuhalten, das würde mich freuen, aber auch so werde ich ihr nächstes Buch wohl auch lesen und ihm mit etwas weniger Skepsis begegnen als seinen Vorgängern...