Rezension

Harry Holes 11. Fall

Durst
von Jo Nesbø

Bewertet mit 5 Sternen

Harry Hole ist zurück, obwohl es zunächst nicht danach aussieht: Er hat den aktiven Polizeidienst aufgegeben, unterrichtet jetzt an der Polizeihochschule und liebt seinen Job trotz schlechter Bezahlung. Seit drei Jahren ist er glücklich verheiratet und lebt mit seiner Frau abgeschieden in einem großen Haus. Er ist nüchtern und körperlich – bis auf einige Spuren aus der Vergangenheit – in guter Verfassung. Doch in dieser ländlichen Idylle holt ihn seine Vergangenheit ein. Der einzige Serienmörder, den Hole nie fassen konnte, scheint wieder aktiv zu sein und das noch aggressiver als früher: Der Mörder ist Vampirist und trinkt das Blut seiner Opfer.

Jo Nesbø schafft es ohne Mühe, die Geschichte über mehr als 600 Seiten fesselnd zu gestalten. Der Fall ist viel komplexer, als er zunächst erscheint. Nach und nach geraten immer mehr Menschen aus Holes Umfeld in den Verdacht, etwas mit dem Serientäter zu tun zu haben und mitschuldig zu sein. Der Autor führt den Leser geschickt an der Nase herum und hält so die Spannung aufrecht. Das Ende hat mich wirklich überrascht.

Ein weiterer Pluspunkt sind die vielschichtigen Charaktere, allen voran natürlich der Protagonist. Harry Hole kämpft nicht nur gegen den Täter, sondern auch dagegen, nicht in alte Gewohnheiten zurück zu verfallen. Als seine Frau wegen einer mysteriösen Krankheit in ein künstliches Koma versetzt wird, scheint er jeden Halt zu verlieren. Daraus entstehen viele emotionale und spannungsgeladene Momente und Wendungen.

Im Klappentext wird betont, dass der Täter seine Opfer über Tinder zu finden scheint. Das fand ich eine sehr spannende Idee, allerdings spielt dieser Aspekt letztendlich nur eine sehr kleine Rolle im Roman. Davon hatte ich mir mehr erwartet. Der Rest des Krimis tröstet aber schnell darüber hinweg.