Rezension

Hart, brutal, gruselig, ein echter Etzold!

Seelenangst - Veit Etzold

Seelenangst
von Veit Etzold

Darauf haben Fans der Protagonistin Clara Vidalis aus dem Thriller ›Final Cut‹ gewartet! Mit ›Seeelenangst‹ legt Veit Etzold nun endlich den zweiten düsteren Thriller rund um die Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin vor. Diesmal bekommt Clara Vidalis es mit einer noch perfideren Mordserie zu tun und einem Mann, der sich ›der Drache‹ nennt.
Dieser hat eine grausame Mission: Menschen, die nur nach außen hin eine vorbildliche gesellschaftliche Funktion ausüben sind sein Ziel. Sie werden von ihm übelst zugerichtet und ermordet.

Eines der Opfer, Franco Goya, der Inhaber einer großen Charity-Institution wird in seinem Büro an den Parkettboden genagelt aufgefunden. Eine Schwertspitze ragt aus seinem Mund. Die Waffe wurde ihm rektal eingeführt.

Für Clara Vidalis beginnt eine atemlose Jagd nach einem Mörder, der längst nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. Die Suche führt die Ermittler jenseits der abgründigsten Vorstellungen, in die Welt der Satanisten und in den Vatikan zu den mächtigsten Gegenspielern Satans: Priester, die nach wie vor Exorzismen ausführen...

›Seelenangst‹ ist ein Thriller, wie er düsterer und gruseliger nicht mehr sein kann. Waren in ›Final Cut‹ noch Gefahren der Neuzeit, wie Facebook und Casting Shows das Thema, und ein Verbrechen im Mittelpunkt, das explizit durch unsere Gegenwart enstehen konnte, spielt Veit Etzold in seinem neuen Thriller mit den Urängsten der Menschheit. Denn Teufel und Dämonen wurden schon immer gefürchtet. Sie sind keine Erfindung der westlichen zivilisierten Welt, sondern in in jeder Kultur, ob alt oder neu zu finden, in jedem Teil der Welt, auf allen Kontinenten. Selbst Urvölker wenden Rituale an, um Dämonen zu vertreiben, beziehungsweise milde zu stimmen. Weiters kennt man in jeder Kultur seit Anbeginn der Zeit Fälle von Besessenheit.

Veit Etzold ist ein harter, gruseliger Thriller gelungen, der dem Vorgänger um nichts nachsteht. Zartbesaitete Gemüter seien gewarnt! Etzold lässt nichts aus: Mord, Folter, Kindesmissbrauch, Selbstverstümmelung, Koditionierung und Exorzismus lehren dem Leser das Fürchten.
Genau recherchiert und bestens umgesetzt, wird daraus ein packend und überaus authentisch erzählter Roman, der einen von der ersten bis zur letzten Seite in seinem Bann hält. Atemlos hetzt man, genauso wie die Ermittler, durch das Buch, ohne Aussicht auf Erholung. Stattdessen wird man immer tiefer in den Sumpf des Bösen gezogen, geschickt abgelenkt durch falsche Fährten, bis zum furiosen Finale mit zusätzlichem Gänsehautfaktor, nachdem man dennoch keinen Schlaf finden wird. Dafür sorgt unter anderem auch der zutiefst verstörende Epilog.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: ›Der Engel und das Schwert‹, ›Die Frau und der Drache‹ und ›Das ewige Feuer‹. Jedem Teil ist ein Zitat vorangestellt, das zum Inhalt des Teils passt. Die kurzen und knackigen Kapitel lesen sich flüssig, dafür sorgt auch Etzolds meisterhafter und ausgefeilter Erzählstil.

Veit Etzold verwendet mehrere Perspektiven und Erzählstränge, eine Innenschau des Täters und eine Rückschau seiner persönlichen Geschichte, die interessant und beklemmend sind. Man erfährt die Hintergründe, die zu den grausamen Taten geführt haben und dringt in die Psyche, in die Gedanken- und Gefühlswelt des Mörders ein. Wie schon in ›Final Cut‹ hat der Autor den Täter perfekt in Szene gesetzt.

Clara Vidalis ist dagegen beinahe eine Lichterscheinung, mit ihrer sympathischen Art und verletzlichen Seele. Eine Identifikationsfigur der besonderen Art, die man nicht mehr missen möchte und von der man hoffentlich bald wieder lesen wird.