Rezension

Harte Kost.

Sauglück - Veronika A. Grager

Sauglück
von Veronika A. Grager

Bewertet mit 4 Sternen

Der viere Fall von Dorli und Lupo führt das Ermittlerduo diesmal zu einer alteingesessenen Bauersfamilie. Die Familienmitglieder sterben neuerdings wie die Fliegen und niemand weiß so recht warum - angeblich. Als dann auch noch das Skelett eines Babys in dem alten Gemäuer gefunden wird offenbart sich eine schreckliche Vergangenheit, deren Ausläufer bis in die Gegenwart reichen..

Die Überschrift darf man hier sogar doppelt wörtlich nehmen - "Sauglück" ist definitiv keine leichte Kost.
Erstens behandelt Grager hier ein Thema der österreichischen Geschichte, an das wohl niemand gerne zurückdenkt. Leid und Kummer sind allgegenwärtig, wenn es allerdings Kinder betrifft nimmt das den Leser immer noch ein bisschen mehr mit.
Und zweitens ist der Krimi einfach nichts für nebenbei. Die Autorin verspinnt im Laufe ihrer Geschichte so einige Fäden miteinander. Durchaus geschickt und immer schlüssig, aber als Leser muss man höllisch aufpassen um nicht mal eben etwas wichtiges zu verpassen.

Ganz im Gegensatz dazu war das Kennenlernen von Lupo und Dorli eine extrem lockere Sache. Ich bin ja Erstleser und kenne die beiden nicht - es hat mich aber kaum 20 Seiten gekostet um zu entscheiden, dass ich die beiden mag. Viel Vorinfo gibt's nicht, die braucht man aber auch eigentlich nicht. Die Zwei erklären sich eigentlich von selbst. Einzig eine Beschreibung ihres Aussehens hätte ich mir - zumindest beiläufig - gewünscht.

Irgendwie hat dieser Krimi einfach etwas ungemein faszinierendes. Die übliche Behaglichkeit, der leichte Humor und die Wohlfühlatmosphäre eines klassischen Regionalkrimis trifft hier auf die Härte der Nachkriegszeit und das bittere Leid von Kindern. Geht nicht, möchte man meinen. Grager schafft das. Und spaltet damit irgendwie den Leser mittendrin auf. Wie soll man sich denn beim Lesen fühlen? Kuschelig warm - oder entsetzt? Letztendlich ist es dann ein bisschen was von beidem

"Sauglück" war für mich ein tolles Leseerlebnis, das meinen inneren Hobby - Sherlock ordentlich herausgefordert - und erfolgreich auf's Glatteis geführt - hat.