Rezension

Harter Tobak

Kukolka - Lana Lux

Kukolka
von Lana Lux

Bewertet mit 4 Sternen

Samira wächst in den 90ern in einem ukrainischen Waisenhaus auf. Doch mit 7 Jahren flüchtet sie vor den herzlosen Erziehern, vor den grausamen anderen Kindern und versucht sich ins Land ihrer Träume durchzuschlagen: Deutschland. Weiter als bis zum örtlichen Bahnhof kommt sie allerdings nicht, wo sie von Rocky aufgesammelt wird. Der betreibt ein lukratives „Business“: einen Kindertrupp zum Betteln und Stehlen schicken. Samira wird in die Truppe aufgenommen.

Lana Lux hat sich eine sehr ernste Thematik ausgesucht und verschont den Leser nicht: jede harte Grausamkeit, jede realistische Gewalttat, die ganze Härte, die Samiras Alltag bestimmt, werden schonungslos aufgezeigt. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund, entsprechend derb ist die Sprache, obwohl insgesamt recht einfach gehalten. Immer wieder muss man sich Samiras Alter vor Augen führen, sie wird (muss) verdammt schnell erwachsen werden. Es ist erstaunlich wie stark sie doch ist, was sie alles erträgt; und trotzdem schleicht sich irgendwann der Gedanke ein, warum sie als Kind ausbrechen konnte, als Teenager aber nicht mehr. Die psychische Abhängigkeit wird sehr glaubhaft dargestellt und gibt (wie eigentlich alle Aspekte des Buches) viel Stoff zum Nachdenken. An manchen Stellen hat mir die Autorin zu dick aufgetragen, insgesamt fand ich ihre Geschichte jedoch sehr überzeugend. Harter Tobak, gekonnt erzählt; der Leser wird gefordert und zumindest mit einem kleinen Hoffnungsschimmer belohnt. Ein toller Erstling!