Rezension

Hass

Purer Hass - Wrath James White

Purer Hass
von Wrath James White

Bewertet mit 4 Sternen

Hass ist ein starkes Motiv. Purer Hass ist tödlich. In den 90er-Jahren hat der ‚Pine Street Slasher‘ Homosexuelle gekillt, später hat sich der ‚Chaperon‘ auf Paare spezialisiert und mittlerweile ist der ‚Family Man‘ dran. Die Ermittler James Bryant und Titus Baltimore sind diesem grausamen Killer auf der Spur. Denn auch, wenn die Tötungsart so unterschiedlich ist, ist ihnen klar, dass nur eine Person für die Morde verantwortlich sein kann. Sie wissen wer er ist und warum er derart um sich schlägt. Nur wie sie ihn aufhalten können, das wissen sie nicht …

Wrath James White hat einen außergewöhnlichen Horror-Thriller geschrieben. Splatter, sexuelle Abartigkeit und einen unbeschreiblich bösen Charakter hat er gekonnt zu einem Thriller mit kriminalistischen Zügen vereint.

Von Vornherein weiß man, wer der Täter ist und nimmt ständig unterschiedliche Perspektiven ein. Man begleitet Malcolm und wird dabei in seine wahnhafte Welt versetzt. Hier wird man mit seiner Motivation und seinem soziopathischen Wesen konfrontiert, kann manche Beweggründe sogar nachvollziehen während einem andere sprachlos den Kopf schütteln lassen.

„Manche Menschen mochten böse geboren werden, aber die meisten wurden dazu gemacht.“ (S. 162)  

Die Ermittlerebene wird durch James und Titus präsentiert. James entspricht zum Teil dem typischen Cop, der die obligatorische Ehe in den Sand gesetzt hat, und als sturer Bock gegen die Weisungen der Vorgesetzten aufbegehrt. Sein Begehren ist besonders im Privatleben zentral, weil er nach Feierabend seine Sexsucht auszuleben gedenkt. 

Im Gegensatz dazu ist Titus der Jungspund im Team. Obwohl er noch grün hinter den Ohren ist, verfolgt er nicht nur den Täter, sondern auch ehrgeizig seinen Karriereplan. Als hochintelligentes Muttersöhnchen aus reichem Haus zieht er damit eine Heerschar von Neidern an, denen er selbstbewusst die kalte Schulter zeigt.

Meiner Meinung nach haben diese Perspektivenwechsel dem Thriller eine besondere Note verliehen, weil man nicht nur die Figuren kennt, sondern sogar erfährt, was wer über andere denkt. Dadurch hat der Autor seinen Charakteren richtige Tiefe gegeben, was ich bei einem Roman solcher Art nicht in dieser Dichte erwartet hätte. 

Die Splatterelemente sind im Großen und Ganzen auszuhalten, obwohl allein das Cover so grausig ist. Es werden furchtbare Szenen beschrieben, die in ihrer Brutalität allerdings sehr unrealistisch sind und denen daher die wahrhafte Grausamkeit abhanden kommt.

Sexuelle Abartigkeit kommt ebenfalls zum Tragen. Auch hier liegt es wohl am Leser, wie sehr man sich darauf einlassen kann. Manche Szenen waren meinem Geschmack nach einfach übertrieben, haben aber durchaus im Gesamtpaket ihre Berechtigung.

Die Handlung ist im Grunde ein Katz-und-Maus-Spiel der brutalen Art. Denn purer Hass als Motivation geht mit absoluter Unberechenbarkeit einher. Auf diese Weise hat der Autor für etliche Überraschungen gesorgt.

Meiner Ansicht nach ist „Purer Hass“ von Wrath James White ein guter Thriller, der in die Tiefe geht, mit Sex und viel Gewalt ins Splattereck gehört und für Genre-Interessierte auf jeden Fall empfehlenswert ist. 

Kommentare

hobble kommentierte am 25. März 2018 um 08:15

Was fürs Wunschregal