Rezension

Hast du dich richtig entschieden?

Dark Matter. Der Zeitenläufer
von Blake Crouch

Bewertet mit 4 Sternen

Jason Dessen führt ein ganz normales Leben, verheiratet mit seiner Traumfrau Daniela lebt er mit ihrem gemeinsamen, fünfzehnjährigen Sohn Charlie in einem Haus in Chicago. Als Uniprofessor lebt er nicht gerade auf großem Fuß, denn eigentlich hätte aus seinem Leben viel mehr werden können, denn er war an der Uni ein regelrechtes Physikgenie. Doch im Grunde seines Herzens ist Jason Dessen glücklich. Als er an einem ganz gewöhnlichen Abend aufbricht, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, wird er von einem maskierten Mann überfallen und verliert sein Bewusstsein. Doch als er in einem Institut wieder zu sich kommt, ist plötzlich alles ganz anders, er ist nicht mehr verheiratet, seinen Sohn gibt es nicht und er arbeitet auch nicht mehr als Professor, sondern ist ein gefragter Physiker. Jason versteht die Welt nicht mehr, denn scheinbar kennen ihn alle in der Firma, in der er zu sich kam. Was ist geschehen?

Meine Meinung:

Der Einstieg in den Roman fiel sehr leicht, denn zunächst bekommt der Leser die Möglichkeit, sich ein Bild von Jasons Leben zu machen. Man begleitet ihn ein kurzes Stück in seinem alltäglichen Leben und wird Zeuge des Überfalls. Blake Crouchs Schreibstil ist dabei sehr flüssig und gut verständlich. Er schafft es sehr gut, dem Leser einen guten Überblick und Eindruck des Geschehens zu liefern und verliert sich dabei nicht in unnötigen Details. Die Sätze sind meist kurz und dadurch wirkt die Sprache recht einfach, ist aber hier auch perfekt, da das Thema schon kompliziert genug ist. Dabei gibt es hier auch sehr viele Dialoge, da nicht nur der Leser keine Ahnung hat, was los ist, sondern auch der Protagonist Jason, sind diese sehr hilfreich, denn es wird zeitweise sehr kompliziert im Denken, denn es geht hier nicht, wie der Titel zunächst vermuten lässt, um Zeitreisen, sondern um das Multiversum. Der Gedanke über ein: was wäre, wenn ich anders gehandelt hätte, mich anders entschieden hätte, an jedem dieser Wege gibt es einen Scheideweg, eine Parallelwelt, die zeigt, wie es wäre, wenn man sich für einen anderen Weg entschieden hätte. Klingt kompliziert? Ist aber gar nicht so wild, denn der Autor erklärt das Ganze recht gut und die meiste Zeit war alles recht klar vorstellbar.

Die Spannung bleibt hoch gehalten, gerade zum Zeitpunkt der Entführung steigt auch zum ersten Mal der Adrenalinspiegel und auch sonst wird immer wieder an der Spannungsschraube gedreht. Gemeinsam mit dem Protagonisten erlebt man Fluchten, steht vor Geheimnissen, kämpft mit verschiedenen Gegnern und sucht nach Antworten und Lösungen. Dabei gibt es hier unglaublich viele Wendungen, die nicht vorhersehbar sind und den Leser immer wieder in neue Richtungen lenken und alles noch einmal überdenken lassen, auch sonst bringt der Inhalt zum Nachdenken: kann es so ein Multiversum wirklich geben? Denn dieses Multiversum ist durchaus ein diskutiertes Thema.

Dadurch, dass die Geschichte in der Ich-Form aus Jasons Perspektive geschildert wird, ist man als Leser auch ganz nah am Geschehen und kann alles, was der Protagonist empfindet, gut nachvollziehen. Ich spürte seine Verwirrtheit, gerade nachdem er in dem Institut wieder zu sich kommt, aber genauso konnte ich seine Angst und auch seine Liebe zu seiner Frau mitempfinden.

Die Charaktere sind hier mehr oder weniger überschaubar, da man in erster Linie Jason auf seiner aberwitzigen Suche begleitet. Gemeinsam mit der Psychologin Amanda begibt er sich hier auf Reisen durch das Multiversum. Auch wenn ich viele seiner Gedanken nachvollziehen kann, bleibt allerdings Jason für mich ein nicht ganz greifbarer Charakter. Zwar kann ich mich in seine jeweiligen Situationen versetzen, habe aber trotzdem noch ein wenig das Gefühl, ihn nicht richtig kennengelernt zu haben. Wobei ich aber auch wieder sagen muss, dass hier auch eher das Hauptthema bei dem Geschehen und nicht in den Charakteren liegt. Genau so geht es mir auch mit den Nebencharakteren, ihre Handlungen sind zwar nachvollziehbar, aber wirklichen Tiefgang bei der Charakterisierung ist auch da nicht zu finden.

Mein Fazit:

Alles in allem ein sehr temporeiches Buch, dessen Kernfrage lautet: wie wäre es, wenn du dich anders entschieden hättest? Wie wäre dann dein Leben verlaufen? Vor allem, welches Leben ist das, das du dir wünschst? Auch wenn der Titel, der Zeitenläufer ein wenig in die Irre führt und nicht unbedingt den wirklich Inhalt spiegelt, so ist es trotzdem sehr gut gelungen. Wer Bücher mit viel Action mag, ist hier gut aufgehoben und wird, auch dank des sehr flüssigen Schreibstils, gute Unterhaltung finden.