Rezension

Hat mich nicht ganz überzeugen können..

Echt - Christoph Scheuring

Echt
von Christoph Scheuring

Albert sammelt Abschiede. Tag für Tag fotografiert er am Bahnhof Umarmungen, Trennungen und Tränen. Denn Abschiede, das sind für ihn Momente, in denen der Mensch wahrhaftiger ist als jemals sonst. Eines Tages lernt er Kati kennen. Sie sieht aus wie ein Engel, ist gleichzeitig abgezockt und verletzlich. Und sie ist wie gebannt von seinen Bildern, vor allem von seinem Lieblingsbild, auf dem Schmerz und Glück völlig selbstvergessen miteinander verschmelzen. Doch Kati behauptet, das Foto sei eine einzige Lüge. In den Tiefen des Bahnhofs machen sich die beiden daran, die Wahrheit hinter dem Foto zu finden.

"Echt" ist ein Buch welches mich mit gemischten Gefühlen zurück ließ. Am Ende bin ich ratlos vor meinem Notebook gesessen und wusste nicht wie ich diese Rezension formulieren soll, da ich selbst nicht gewusst habe ob mich die Geschichte nun überzeugt hat oder nicht. Gefesselt hat es mich jedenfalls, nämlich so, dass ich das Buch gleich und sofort ausgelesen habe. Aber es hinterließ eben auch einen komischen Nachgeschmack. 

Albert würde man wohl als einen merkwürdigen Vogel bezeichnen oder gar als Außenseiter. Er ist ein introvertierter Junge, anfangs schüchtern aber das legt sich mit der Zeit. Man könnte sagen, dass er mir meist sympathisch war, ich ihn aber öfters gerne wachgerüttelt hätte. Er lässt sich herum kommandieren, gibt zu schnell klein bei und geht die Dinge schon fast naiv an. Sein größtes Hobbie ist die Fotografie. Er liebt es jenen Augenblick auf Bild festzuhalten von denen er meint sie seien wahrhaftig. So fotografiert er am Bahnhof Abschiede, Trennungen oder einfach Momente die nicht gestellt wirken. Authentizität ist Albert das wichtigste, er mag es nicht gekünstelt. 

So lernt Albert eines Tages Kati kennen. Durch seine Kamera hat er das Gefühl einen Engel zu betrachten, aber Kati ist meilenweit davon entfernt einer zu sein. Beide kommen relativ schnell ins Gespräch und von da an geht die Geschichte generell rasant weiter. Ich hatte das Gefühl, dass alles im Eiltempo passierte und genau damit hatte ich so meine Probleme. Das Kati obdachlos ist und deswegen beim Bahnhof herum lungert, kann man sich sofort denken. Doch Albert findet das nicht schlimm, er ist von der Abenteuerlust gepackt und folgt Kati überallhin. Seine Fotos als Aufhänger, denn eines davon ist ganz speziell und Kati will ihm die Lüge darauf beweisen. 

Die beiden hecken also einen Plan aus und in der Zwischenzeit lernt Albert die Freunde von Kati kennen. Da wären Sascha, Rico und Mona. Drogensüchtige mit Prinzipien. Junge Menschen die ihren Körper verkaufen um zu überleben. Es wird teilweise nicht harmlos geschildert wie der Alltag von den Kids so verläuft und Albert, als sonst behüteter Junge, ist mittendrin. Eine, mir wie es scheint, unwirkliche Vorstellung. Ein Junge der überhaupt nichts mit Drogen oder dergleichen zu tun hat, lernt sofort Jugendliche kennen die das genaue Gegenteil von ihm sind, und diese erzählen und helfen Albert auch gleich. 

Das ging mir definitiv zu schnell und wurde zu dramatisch und dadurch wirkte es auf mich nicht mehr realistisch. Auch bin ich mir nicht sicher ob das wirklich ein Buch für Kinder ab 13 Jahren sein sollte. Die Details waren teilweise heftig und alle Aktionen illegal - aber ohne danach den Moralfinger zu erheben. Denn der Vater von Albert war wohl noch naiver als sein Sohn. So völlig deplatziert und blass wie ein Geist, er hatte überhaupt nichts zu sagen und doch fand Albert dies natürlich klasse. Würde ich mich entscheiden müssen, wer von den Charakteren mir am besten gefallen hat, dann wäre es wohl Sascha. Ein Junkie und dennoch sieht er die Welt klar, er ist es, der Albert laufend Tipps gibt und ihm am Ende auch noch den Satz mit gibt, denn wohl eher der Vater hätte sprechen müssen. 

So. Dann wären wir also wieder am Anfang. Ich weiß einfach nicht recht, wie ich diese Geschichte einordnen soll und wem ich dieses Buch empfehlen kann. Liest sich das Buch flüssig? Ein ganz klares Ja. Der Schreibstil ist prägnant und man merkt kaum wie die Zeit vergeht, ist man auch schon auf den letzten Seiten angekommen. Doch wird es in Erinnerung bleiben? Wohl kaum. 

"Echt" ist keine locker, leichte Geschichte, auch wenn sie ratzfatz ausgelesen ist. Der Protagonist wirkte die meiste Zeit über naiv und nur wenige Nebenfiguren haben geglänzt. Insgesamt geht hier alles im Eiltempo vonstatten und viele Dinge geschehen recht spektakulär einfach. Ich vergebe für "Echt" 3/5 Rawr's weil mich zwar der Inhalt gepackt hat, aber mich dennoch nicht richtig überzeugen konnte.