Rezension

Hat mich nicht wirklich berührt!

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie - Rachel Joyce

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
von Rachel Joyce

Bewertet mit 3 Sternen

In "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" entführt uns die  Autorin, Rachel Joyce, in die Welt der Musik. Ihre Hauptfigur, Frank, ist der Inhaber eines Plattenladens und verfügt über die besondere Gabe, zu erkennen, welche Art von Musik, ja sogar genau welches Lied, gerade zu seinem Kunden in dessen aktueller Gemütsverfassung passt. Seine Empfehlungen stoßen mehrfach auf Ablehnung und Verblüffung, aber er liegt nie falsch, vom betrogenen Ehemann bis hin zum unruhigen Säugling, der nicht einschlafen will.
Diese besondere Begabung Franks empfand ich als tolle Idee, ebenso wie die Rolle der Musik in dem gesamten Buch. Selten habe ich mich so intensiv mit Musik unterschiedlichster Stilrichtungen und deren Komponisten befasst. Insoweit habe ich tatsächlich viel aus dem Buch gezogen.
Leider wurden meine Erwartungen an die Geschichte insgesamt jedoch nicht erfüllt. Hierbei habe ich nicht mal eine mitreißende Liebesgeschichte erwartet. Mir blieben die Figuren jedoch insgesamt alle zu blaß, ihre Gefühle und Motive zu wenig nachvollziehbar.
Sicher, Frank hatte eine schwere Kindheit mit einer lieblosen Mutter, die ihm nichts an Emotionen, außer der Liebe zur Musik vermittelt hat. Dennoch kann ich nicht nachvollziehen, wie dumpf er sich verhält, ob gegenüber seinen engsten Freunden, den anderen Ladenbesitzern und seinem Angestellten, und vor allem gegenüber Ilse, der geheimnisvollen Unbekannten, in die er sich von Anfang an verliebt.
Aber auch Ilses Motive und Verhalten bleibt weitgehend im Dunkeln.
Die Geschichte zwischen den beiden tröpfelt vor sich hin, ebenso wie der Leser langsam in einzelnen Rückblenden immer wieder Einblicke in Franks Vergangenheit erhält. Dazu wird Franks Übernahme des Plattenladens von der ersten Besichtigung an sowie der aufreibende Überlebenskampf der Ladenbesitzer der Unity Street gegen eine mysteriöse Immobiliengesellschaft für mich etwas langatmig beschrieben.
Grundätzlich sehr gut haben mir die Musikstunden zwischen Frank und Ilse gefallen, in denen Frank versucht, alle seine Eindrücke und seine Liebe zur Musik an Ilse weiterzugeben, aber die Dialoge und das Verhalten der beiden sind auch hier irgendwie hözern, unbeholfen und langatmig.
Das Ende mit dem großen Zeitsprung schließlich war, als ob jemand den Schnellvorlauf gedrückt hätte: so viel Lebendigkeit und Aktivität war für mich nicht im gesamten Buch davor ersichtlich! Der Epilog schließlich ist schon fast kitschig und war zum bisherigen Verlauf der  Geschichte vorher nicht wirklich stimmig - so als hätte die Autorin versucht, das Ruder noch mal rumzuwerfen.
Schade, nach dem Klappentext und mit dieser besonderen Gabe Franks hätte ich mir mehr erwartet!