Rezension

Hat mich positiv überrascht

Sturm über Rosefield Hall - Julie Leuze

Sturm über Rosefield Hall
von Julie Leuze

Bewertet mit 4 Sternen

England 1913: Ruby Compton, Tochter eines Lords, wurde dazu erzogen, den Mann zu heiraten, den ihre Eltern für sie anhand von Ansehen, Adelstitel und Geld empfehlen. Doch in Ruby regt sich Widerwillen gegenüber den Lords, die ihr den Hof machen. Bei einem Ausritt trifft sie den geheimnisvollen Mr Brown, den es aus London aufs Land verschlagen hat, da seine Schwester Alice gesundheitlich und psychisch angeschlagen ist.
Welche Geheimnisse verbergen die Geschwister?

Rubys Lieblingsbruder Edward kommt mit zwei afrikanischen Dienern aus Gambia zu Besuch. Auch er spielt den Eltern und seinem älteren Bruder Basil nur etwas vor.

Im Dienstbotentrakt geht es Hausmädchen Florence nicht anders. Mit Rubys Unterstützung beginnt sie, Selbstbestimmung und Emanzipation zu entdecken.

„Sturm über Rosefield Hall“ war eine positive Überraschung für mich. Erwartet von Titel und Cover her hatte ich einen historischen Roman, der eine Liebesgeschichte beinhaltet und ein wenig „Downton Abbey“-Flair und das war's. Julie Leuzes Werk ist aber viel mehr. Ein feministischer Roman, wenn ich so sagen darf, ganz positiv behaftet.
Drei Frauen emanzipieren sich in diesem Roman von althergebrachtem Gedankengut, von Männern, Eltern, Geschwistern oder allgemein dem Korsett, in das sie die Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts gepresst hat.

Nicht nur das neue Jahrhundert ist in diesem Roman im Aufbruch, zudem werden die Normen und Werte, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, von mutigen jungen Menschen hinterfragt. Und es ist historisch belegt, dass die Umwälzungen , die er Erste Weltkrieg mit sich brachte, diesen Aufbruch in die Moderne beschleunigt haben.
In „Sturm üner Rosefield Hall“ ist ein Krieg für die Charaktere aber in weiter Ferne. Nur der Leser weiß die Andeutungen zu schätzen.

Ich freue mich darüber, dass die Autorin auch das Thema Homosexualität anspricht.
Der Grund für Alices Verfassung und der Konflikt mit ihrer Mutter war mir bereits vor der Hälfte klar, trotzdem habe ich noch viel über das Thema gelernt. In „Downton Abbey“ z.B. wurde dieses nämlich eher ignoriert.
Auch anderes Gedankengut aus jener Zeit hat Julie Leuze integriert, ebenfalls plausibel und gut recherchiert.

Mein einziger, kleiner Kritikpunkt ist, dass die Frauen ihre anerzogenen Normen sehr schnell hinter sich lassen konnten. Ich weiß nicht, wie realistisch das ist. Aber das war auch schon alles.

Gute Unterhaltung, die über eine simple Liebesgeschichte hinausgeht, auch als historischer Roman interessant, das ist „Sturm über Rosefield Hall“. Leseempfehlung!