Rezension

Hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht

Erdbeerkönigin - Silke Schütze

Erdbeerkönigin
von Silke Schütze

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Die Erdbeerkönigin“ von Silke Schütze erzählt von Eva Brandt, einer knapp 40 jährigen Frau, die in einer Lebenskrise steckt. Ihr 18 jähriger Sohn Benny pubertiert und rebelliert schwer, ihre Ehe mit Nick ist in Routine abgeglitten. Vor 3 Monaten starb ihre Mutter. Unter diesem Verlust leidet sie sehr, hinzu kommt auch noch, dass der Kontakt zu ihrer besten Freundin Alissa eingeschlafen ist. Eva fühlt sich unglücklich und sehr allein. Mitten in diese Krise platzt ein Brief aus Hamburg. Er ist von einem Anwalt, der ihr mitteilt, dass ihr Jugendfreund Daniel verstorben ist und sich gewünscht hat, dass Eva die Grabrede an seiner Beerdigung hält.  Eva nutzt spontan die Gelegenheit, ihrem Alltag zu entkommen und fährt nach Hamburg, hauptsächlich um herauszufinden, weshalb Daniel für seine Grabrede ausgerechnet an sie gedacht hat. Denn die Begegnung mit Daniel ist über 20 Jahre her und sie hat damals nur eine einzige Nacht mit ihm verbracht. Während Eva seit damals oft an Daniel gedacht hat, hatte sie eigentlich angenommen, dass Daniel sie schon längst vergessen hatte.

In Hamburg begibt sie sich auf die Spuren von Daniel. Sie trifft auf Freunde und Familie von ihm, eine bunte Mischung von Menschen, teils verrückte und teils chaotische, aber auch liebenswerte Personen, die sich immer mehr auch zu ihren Freunden entwickeln. Mit deren Hilfe versucht Eva, zu verstehen, wer Daniel eigentlich war. Sie lernt ihn und sein Leben aus vielen verschiedenen Blickwinkeln kennen und fragt sich immer wieder, was dieser erwachsene Daniel eigentlich mit dem Jungen, den sie kennen lernte,  gemeinsam hatte. Vieles von dem, was sie über ihn erfährt, ist widersprüchlich, nicht alles ist positiv und doch hat Daniel viele Menschen nachhaltig beeinflusst. Und während sie immer mehr aus Daniels Leben erfährt, wird sie auch mit ihren eigenen Träumen, Sehnsüchten und Hoffnungen konfrontiert. Sie hinterfragt ihr Leben und muss sich schließlich die Frage stellen, ob sie selbst eigentlich glücklich ist und was sie selbst von ihrem Leben erwartet...

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es hat mich berührt, teilweise sogar zum Weinen gebracht. Es vermittelt die Botschaft, dass man sein Leben genießen soll und man mit Mut und Abenteuerlust durchs Leben gehen sollte. Man muss das Glück nicht suchen, man muss es nur erkennen können. Denn: „Glück ist im Leben ein Überraschungsbesuch. Ein Fest, das man feiert, ohne Einladungen verschickt zu haben. Ein spontaner Kuss, ein unerwartetes Lachen. Der Rest ist Alltag.“

Sehr schön fand ich auch, dass jedes Kapitel mit einer Frage aus „Gesprächsstoff: Original“ eröffnet wird. Ich selbst kannte das nicht und musste es erst mal googeln. Bei Gesprächsstoff: Original handelt es sich um ein Gesellschaftsspiel, bei dem auf Karten verschiedene interessante, unerwartete und oft sehr tiefgründige Fragen gestellt werden, die in geselliger Runde für spannende Diskussionen sorgen sollen. Und so wird man im Laufe des Buches mit Fragen wie „In welchem Alter hattest du die beste Zeit deines Lebens?“ oder „Wenn man einen Film über dein Leben drehen würde, welcher Moment sollte auf jeden Fall enthalten sein?“ konfrontiert und stellt fest, dass viele Fragen über das eigene Leben gar nicht einfach zu beantworten sind. Ein Buch mit viel Tiefgang und Gefühl, das mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Ich empfehle es sehr gerne weiter.