Rezension

Hat mich überzeugt

Earthbound - Der Kuss der Göttin - Aprilynne Pike

Earthbound - Der Kuss der Göttin
von Aprilynne Pike

Bewertet mit 4.5 Sternen

Liebe, Schicksal und göttliche Macht
Die 17-jährige Tavia ist ein Wunder: Sie hat als Einzige einen Flugzeugabsturz überlebt. Doch plötzlich hat sie Visionen von einem seltsam altertümlich wirkenden Jungen, der sie vor einer großen Gefahr warnt. Und bald wird sie von mysteriösen Männern verfolgt. Tavia flieht gemeinsam mit Benson, ihr einziger Vertrauter und gleichzeitig ihre große Liebe.

Aprilynne Pike, eine Autorin die viele kennen und von einigen für ihre Elfen Reihe geliebt wird, hat mit dem Buch Der Kuss der Göttin den Startschuss für eine neue Trilogie gegeben.
Diesmal geht es um Tavia, die nach einem Flugzeugabsturz die einzige Überlebende ist und als wäre das nicht schon tragisch genug, durch diesen Unfall auch noch ihre Eltern verloren hat. Dadurch wurde sie genötigt zu ihrer Tante und ihrem Onkel zu ziehen und sich dort, so gut es geht, ein neues Leben aufzubauen. Das sie dabei Hilfe von Benson bekommt ist ihr mehr als recht, denn wenn sie ehrlich ist hegt sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle für diesen Bibliothekar. Doch von heute auf morgen muss Tavia feststellen dass nichts in ihrem Leben so ist, wie es erscheint. Sie muss sich die Frage stellen wer sie eigentlich ist, was ihre Tante und ihr Onkel eigentlich von Tavia wollen, wer der junge, gutaussehende Mann in ihren Visionen ist, der ihr Herz höher schlagen lässt, und wer ihr nach dem Leben trachtet.

Ich muss gestehen, die ersten Seiten waren für mich sehr schwer zu lesen. Nicht weil sie schlecht geschrieben sind oder gar langweilig, sondern weil Tavias Geschichte echt hart ist. Da Aprilynne Pike es schafft genau die richtigen Worte zu finden verstärkt sich die Tragik in der Geschichte und ich musste ein paar Mal heftig Schlucken, als ich die Zeilen über die Folgen des Absturzes las.

>>Die einzige Überlebende einer Großkatastrophe zu sein führt zu Aufmerksamkeit. Fragen. Und das bedeutet, sich erinnern zu müssen - der Schmerz, die Operationen, die unzuverlässigen Erinnerungen.<< (S.17)

Klar ist es nicht schön so etwas zu lesen, aber dieses Ereignis ist zu einem Stück von Tavias Vergangenheit geworden. Ein Stück, das sie in dem Buch zu der Protagonistin werden lässt, die sie ist. Denn in Tavia steckt so viel mehr, als nur ein Opfer seines Schicksals zu sein. Sie beweist ihre Stärke selbst in den schwierigsten Momenten, hat den Mut Fragen zu stellen und nimmt ihr Leben selbst in die Hand, als sie nicht mehr weiß, wem sie noch vertrauen kann. Das es dabei aber auch immer wieder zu Einbrüchen des Selbstbewusstseins kommen kann ist nur verständlich und lässt Tavia umso authentischer erscheinen.

>>Das bringt mich dazu, alles infrage zu stellen - mein Leben, mich selbst, meine Erinnerungen. Wie viel von meinem Leben war eine Lüge? Bin ich eine Lüge?<< (S.197)

In solchen Situationen ist es dann meistens Benson der Tavia wieder aufbaut und zur Vernunft bringt. Er ist ein lieber Kerl, der eigentlich keiner Fliege etwas zu leide tun kann und gerne an Tavias Seite ist. Selbst als all die eigenartigen Dinge geschehen bleibt er an ihrer Seite und unterstützt sie, wo er nur kann. Dass er dabei jedoch nicht immer ehrlich zu Tavia ist wird während dem Lesen immer deutlicher und man fängt an sich zu fragen, welche Ziele Benson wirklich verfolgt.

Auch Qinn, der dritte im Bunde, ließ mich ein ums andere Mal mit Fragen zurück. Jede seiner Begegnungen mit Tavia fühlte sich eigenartig an und hier spreche ich nicht von der Spannung zwischen die beiden, sondern viel eher von dem Gefühl, dass es dort nicht mit rechten Dingen zuging. Irgendetwas stimmte nicht bei den Treffen von Tavia und Qinn und als ich die Lösung des Problems las, war ich ehrlich überrascht wie logisch das im Nachhinein war.

>>Ich fühle mich seltsam, als ich Benson, dem Typen, den ich letzte Woche mochte, von Qinn schreibe, dem Typen, den ich offenbar diese Woche mag.<< (S.73)

Der einzige Kritikpunkt den ich habe ist, dass die Geschichte leider erst zum Schluss Form und Gestalt annimmt. Das hat zur Folge, dass es zwar die ganze Zeit über einen meist interessanten Handlungsstrang gibt, ich mir aber vorkam, als würde ich mich in der Geschichte nicht weiterbewegen. Ich hatte die meiste Zeit über das Gefühl, dass ich mich mit der Story im Kreis drehe, denn es passierte kaum etwas neues, Tavia war die meiste Zeit auf der Suche nach Antworten und die bekam sie nur kaum und selten.
Dafür ist aber der Schluss umso actionreicher und spannender. Auf einmal überschlagen sich die Dinge und oftmals hatte ich den Verdacht, dass die Autorin jetzt versucht ihr ganzes aufgespartes Pulver zu verschießen. Und obwohl sich das negativ anhört hat es sich jedoch sehr positiv auf die Geschichte ausgewirkt. Das Ende hat dazu geführt, dass ich mich von dem Buch gar nicht mehr losreißen konnte bzw. wollte!