Rezension

Hat mir gefallen

Der Nachtwandler - Sebastian Fitzek

Der Nachtwandler
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sebastian Fitzek hat es bei mir alles andere leicht, denn seine Bücher waren für mich entweder immer sehr gut oder grottenschlecht. Obwohl ich von seinen letzten Werken relativ enttäuscht war, wollte ich “Der Nachtwandler” unbedingt eine Chance geben, da ich die Kurzbeschreibung sehr spannend fand. Ein riesengroßes Highlight war das Werk für mich nun nicht gerade, aber auch keine Enttäuschung, was mich mit Sebastian Fitzek versöhnlich stimmt.

Obwohl die Geschichte ein oftmals schockierender Psychothriller ist, gab es ein paar Momente, in denen ich lachen musste, ganz besonders, wenn es um Leons Adoptiveltern ging, die sam Anfang sehr sympathisch wirkten. Ansonsten gab es bei dieser Geschichte für mich jedoch nicht viel zu lachen, denn die Spannung war auf jeder Seite deutlich spürbar, sodass ich das Buch stellenweise recht angespannt in den Händen hielt. Der Schreibstil ist sehr flüssig, spannend und eindringlich. Sebastian Fitzek sorgt dafür, dass die Geschichte nicht nur auf dem Papier, sondern auch in den Köpfen stattfindet, indem er Leons Nächte ausführlich und eindringlich beschreibt. Ganz besonders spannend fand ich dabei, wie sehr mich die Frage interessiert hat, was alles real war und was nur ein Traum. Jedoch dauerte es lange, bis es erste Anzeichen zu meinen Fragen gab.

Allerdings gibt es auch einen großen Kritikpunkt, über den ich nicht hinwegsehen konnte:
Es heißt, es handelt sich bei “Der Nachtwandler” um einen Psychothriller, der dem Genre auch oftmals gerecht wird, allerdings wird stellenweise auch einiges extrem überspitzt dargestellt, was mich ein wenig beeinflusst hat. Normalerweise möchte ich bei diesem Genre immer das Gefühl haben, dass mir ähnliches passieren könnte, doch leider war dieses Gefühl nicht immer vorhanden. Sehr schade, denn so ist einiges an Spannung flöten gegangen. Da half auch oftmals die Frage, ob es sich tatsächlich um einen Traum oder Realität handelt, nicht mehr viel.

Die Charaktere sind dagegen gelungen, auch wenn ich einige Reaktionen, besonders die von Leon stellenweise als zu emotionslos empfand. Zwar kann man seine Gefühle und seine Gedanken durchaus nachvollziehen, aber dennoch hat er mir stellenweise zu kalt reagiert und ich frage mich, wieso das so ist, denn ich hätte in einigen Situationen deutlich anders reagiert. Die Gespräche, die er mit anderen Menschen führt, wirken oftmals sehr wirr und man fragt sich, ob er sich dessen überhaupt bewusst ist oder ob er sein eigenes Verhalten überhaupt erkennt, denn bei allem wirkt er sehr abwesend und lustlos. Dennoch konnte ich ihn bis zum Schluss nicht ganz einschätzen, sodass ich mit ihm auch nicht sonderlich warm wurde, aber dennoch fand ich ihn in gewisser Art und Weise recht sympathisch.

Das Cover passt trotz all seiner Schlichtheit sehr gut zur Geschichte, denn die Taschenlampe ist ein wichtiges Element und die Dunkelheit ist ebenfalls ein riesengroßer Bestandteil dieser Geschichte. Die Kurzbeschreibung konnte mich ebenfalls überzeugen. Zwar hat sie mich am Anfang sehr an “Das Haus/House of Leaves” von Mark Z. Danielewski erinnert, jedoch waren die Geschichten dann doch sehr unterschiedlich.

Insgesamt konnte mich “Der Nachtwandler” zum Großteil überzeugen. Eine düstere Stimmung, große Spannungsmomente und ein interessanter Protagonist sorgten dafür, dass ich das Buch stellenweise nur schwer aus den Händen legen konnte. Sebastian Fitzek ist und bleibt trotz einiger schwächerer Bücher für mich DER dt. Thriller-Autor, von daher kann ich nur eine Kauf- und Leseempfehlung aussprechen.