Rezension

Hatte irgendwie mehr erwartet

Sweetgirl
von Travis Mulhauser

Vorab muss gesagt werden, dass ich sehr viel von dieser Geschichte erwartet habe, vielleicht zu viel. Percy ist eine sympathische Protagonistin, die in ihrem bisherigen Leben nicht viel zu lachen hatte. Die Mutter ist drogensüchtig, dem Vater ist sie nie begegnet. Viel Geld hat die Familie auch nicht. Percy hat die Rolle der Mutter übernommen und ist immer mal wieder auf der Suche nach ihrer Mutter, die sich im Rausch davon gemacht hat. Auf der aktuellen Suche findet Percy in dem Haus des Junkies Shelton ein verwahrlostes Baby. Kurzum schnappt sie sich das Kind und eine skurrile Verfolgungsjagd durch eine verschneite Landschaft beginnt.

Die Dialoge sowie die winterliche Atmosphäre haben mir gefallen, man kommt Percy näher und leidet mit ihr mit. Allerdings ist diese sogenannte Verfolgungsjagd gar nicht so spannend oder bedrohend. Eher ist der Verfolger ein bisschen mitleiderregend. Oft hatte ich das Gefühl, dass Percy den Kerl gar nicht kannte und ihre Ängste vor allem auf Vorurteile beruhten. Das fällt dem Leser nur deshalb auf, weil die Geschehnisse auch aus der Sicht von Shelton erzählt werden. So hat man zwei interessante Perspektiven, aus denen man so viel mehr hätte machen können. Auch war die Länge des Buches einfach nicht an die Handlung angepasst. Da hätte man wirklich viel mehr rausholen können, denn die Idee ist wirklich nicht schlecht. So aber wird man das Gefühl nicht los, dass der Autor durch die verschiedenen Kapitel jagt und jede Aktion nur recht kurz ist, gefolgt von langatmigen Phasen. Denn das Buch kommt erst ab der Hälfte so richtig in Schwung. Demnach ist die wirkliche Handlung auf gute 120 Seiten begrenzt. Für mich leider einfach zu wenig.

Auch die Nebencharaktere bleiben außen vor. Es geht eigentlich nur um Shelton und Percy. Die Mutter kommt kurz vor, ebenso ein guter Freund von Percy, den ich gerne noch näher kennengelernt hätte, doch dazu kommt es nicht. Jeder Charakter wird nur kurz angeschnitten, sie bleiben dadurch blass und unerreichbar. Einzig Porter konnte mich mehr oder weniger überzeugen.

Auch erschienen mir die Handlungen mancher Personen teils sehr dramatisch und irgendwie übertrieben, was der Geschichte nicht wirklich entgegenkommt.

Alles in allem bin ich enttäuscht von diesem Buch. Es wirkt irgendwie nichtssagend und belanglos. Meiner Meinung nach auch einfach zu kurz und unausgearbeitet. Da mir Percy aber sehr gefallen hat, insbesondere ihre Stärke und Willenskraft, wie auch der Schreibstil des Autors vergebe ich drei Sterne.